Urseler Str. 37-43
Schauseite der Wohnanlage an der Urseler Straße
Urseler Str. 45-51
Urseler Str. 53-57
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Bad Homburg, Stadt
Bad Homburg
  • Gesamtanlage
Urseler Straße

Urseler Straße: 37a, 37-43, 43a, 45-51, 53a, 53-59, 59a

Die Gesamtanlage XI umfasst die Mehrfamilienhäuser der Dr. Weber-Stiftung an der Urseler Straße. Die Wohnsiedlung wurde aus nachgelassenen und in eine Stiftung eingebrachten Mitteln des 1922 verstorbenen Kurarztes Dr. Carl Weber mitfinanziert und nach den Plänen von Dr. Ludwig Lipp errichtet. Dieser war 1919 zum Stadtbaurat berufen worden und realisierte in der Zeit bis zu seiner vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand, 1934, wichtige, die städtische Infrastruktur hebende und die Bauwirtschaft der Nachkriegsjahre belebende Vorhaben: Waldfriedhof (1920/21), Kläranlage (1926), neue Marktlauben (1926), Seedammbad (1927). Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit hatte jedoch der Wohnungsbau gestanden. Diesen verstand er nicht nur als eine zeitbedingt drängende, soziale Leistung, sondern auch als eine stadtbildformende Momente beinhaltende Aufgabe: ab 1920 Kleinwohnsiedlung am Gluckensteinweg ("Lippstadt") und an Kronberger-, Altkönig-, Königsteiner Straße, 1925-27 Wohnhäuser an der Urseler Straße, 1926 Doppelwohnhaus (Prototyp für Einfamilienhäuser) an Saalburgstr. 69/Brüningstr. 2, 1926/27 und 1928 Bebauung Schleussner Straße (1-9 mit Hessenring 100, 2-8), 1929 Wohnbauten an der Ferdinandanlage (Hessenring 102-108).

Der Siedlungsbau als eine im Zuge der Industriealisierung des 19. Jahrhunderts auftretende Erscheinung war an der strukturell und wirtschaftlich dem mondänen Leben zugewandten Kurstadt vorerst vorbeigegangen. Erst mit der vermehrten Ansiedlung von Gewerbebetrieben und dem Ausbau des Verkehrsnetzes nach dem Rhein-Main-Gebiet seit der Wende zum 20. Jahrhundert setzte ein allmählicher, auch äußerlich sichtbar werdender Wandel ein. Erste bauliche Zeichen dieser Zeit sind die zwischen 1901 und 1908 von der gemeinnützigen Baugenossenschaft e.G.m.b.H. errichteten Wohnsiedlungen an Feldberg- und Goldgrubenstraße.

In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wurde der Bau von kleineren und vor allem erschwinglichen Wohneinheiten aufgrund der einschneidenden wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen europaweit aufs neue zu einem gewichtigen Thema. Hatte sich in den Gründerjahren Bedarf dieser Art hauptsächlich in den industriellen Ballungszentren gezeigt, so wurden nun auch Städte in den Einzugsbereichen nachhaltig von dieser Entwicklung ergriffen.

Eine Möglichkeit der Wohnraumbeschaffung in Bad Homburg stellte damals die Aufteilung von größeren Altbauwohnungen und die Umwandlung vorübergehend leerstehender Kurpensionen u.ä. dar. Gerade Maßnahmen letzterer Art wurden vom Magistrat jedoch, da sie bleibende Einbrüche in der Struktur des Kurviertels hinterließen, grundsätzlich abgelehnt. Von städtischer Seite gefördert wurde daher vorrangig die Neuerstellung von Häusern. Bis 1930 entstanden auf kommunale Initiative hin sowie durch baugenossenschaftliche Unternehmungen rund 730 Wohnungen. Bad Homburg zählte damit unter den Städten im Frankfurter Einzugsbereich zu den leistungsfähigsten und den Strukturwandel bewältigenden Grossgemeinden.

Dr. Lipp schuf auf dem Gebiet des Siedlungsbaus, dem Austragungsort kultur- und sozialpolitischer Kontroversen (Heimatstil contra Bauhaus), einen retrospektiv konzipierten, dem Traditionalismus verpflichteten Typus. Quelle der Inspiration war der seit dem fortgeschrittenen 19. Jahrhundert aufgekommene, form- und materialvielfältige Landhausbau ("Deutscher Landhausstil"). Die Erfüllung der an Bad Homburg gewichtig herantretenden Bauaufgabe vollzog sich somit von kommunaler Seite her in einer nahezu bruchlosen, stilistisch auch örtlichen Traditionen zugewandten Weise.

Mit den Häusern der Dr. Weber-Stiftung kommt dieser "Homburger Stil" besonders reich ausgeformt zum Ausdruck. Sie sind Spiegel einer ungewöhnlich anspruchsvollen Haltung bezüglich der gestellten Aufgabe. Die detailfreudige, historisierende Formen massvoll variierende Architektursprache wird optisch gestützt von der Vielfalt der verwendeten Materialien (Bruchstein, Putz, Verbretterung, Eindeckung mit Ziegeln oder Schiefer) und der differenzierenden Farbigkeit (ursprünglich ein "mildes" Orange für die Eckbauten, steinfarben gehalten und hellblau abgesetzt hingegen der Zentralbau).

Der einen langgestreckten, parallel zur Straße angelegten Mittelbau und zwei hufeisenförmige, seitliche Gruppierungen beinhaltende Baukomplex steht leicht zurückversetzt und durch mauergefasste Vorgärten und Grünstreifen vom Straßenraum getrennt. Jede Baugruppe weist durch die Variation von Grundrissen, entsprechendem Aufbau und Dachlandschaften durchaus individuelle Gestaltungsmomente auf. Einem übergeordneten Prinzip unterworfen sind sie jedoch durch die Klappsymmetrie des Gesamtgrundrisses sowie durch das im Aufriss die Teile optisch verklammernde Rundbogenmotiv der Toreinfahrten und Arkaden. Kommunikationsbereiche wie gemeinschaftliche Innenhöfe mit individuell wie kollektiv zu nutzenden Einrichtungen (Gärten, Wäsche- und Spielplätze) und die im Mittelbau befindlichen Ladengeschäfte reflektieren den selbstgenügenden Charakter einer auch im gartenstädtischen Sinn konzipierten Anlage.

Die insgesamt 77 Wohnungen unterschiedlicher Größenordnung, die in diesen malerischen Architekturschalen untergebracht wurden, entsprachen mit ihrem rationalen Zuschnitt und der hygienische wie auch haushaltstechnische Aspekte berücksichtigenden Ausstattung durchaus modernsten bzw. bereits standardisierten Anforderungen. Besonderes Augenmerk war vor allem einem Teil der Küchen zugekommen, die in Anlehnung an die Normalküchen der May''schen Siedlungen in Frankfurt eingerichtet waren.

Eine Synthese zwischen Urbanität und Ländlichkeit darstellend fügen sich die Häuser der Dr. Weber-Stiftung wie gewachsen in das seit der Wende zum 20. Jahrhundert in Erschließung befindliche Umfeld der Ausfallstraße nach Oberursel ein. Diese entwickelte sich zur Ader eines ausgesprochenen Mischgebiets. Neben der werdenden Wohnsiedlung an Feldberg- und Goldgrubenstraße sowie vereinzelten Wohnhäusern waren hier mit dem Schlachthof (1889, Abbruch 1982), dem Allgemeinen Krankenhaus (1904, mehrfach erweitert bzw. erneuert) und der Hölderlin-Schule (1912, Erweiterung 1929) sukzessive strukturprägende, öffentliche Bauten entstanden.

Ursprünglich weiträumig freistehend und die Bebauungsgrenze Richtung Oberursel markierend, zeigt sich der Baukomplex heute in die weitere stadträumliche Expansion, die sich auch in der Erweiterung des Straßennetzes bemerkbar machte, eingebunden. Der die Siedlung durchstossende Schaberweg ist alter, jedoch markant ausgebauter Flurweg. Die tangierende Frölingstraße hingegen stellt eine nachträgliche, in den 60er Jahren erst vollendete Erschließungsstraße dar.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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