Der Fürstenhof kurz nach der Fertigstellung, 1903 (Foto: Aus: Die Architektur des XX. Jahrhunderts, 3, 1903, Taf. 82)
Fürstenhof heutiger Zustand, 2013 (Foto: Epizentrum, wikimedia B274395E2C9168519860CF988A6ED9B8)
Neubau Kaiserstraße 31, 2022 (Foto: T. Steigenberger)
Vestibül und Treppenhaus, 2022 (Foto: T. Steigenberger)
Treppenhaus, 2022 (Foto: T. Steigenberger)
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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Bahnhofsviertel
  • Gallusanlage 2
  • Münchener Straße 4
Palasthotel Fürstenhof
Flur: 70
Flurstück: 30/15

Teil der Gesamtanlage:
Gesamtanlage 1

Palasthotel Fürstenhof, Gallusanlage 2 und Münchner Straße 4

Ehemaliger Hotelpalast Fürstenhof (später Geschäftshaus), 1901-1902 nach Entwurf von Oskar Heußner errichtet. 1989-1992 mit Ausnahme des Haupttreppenhauses entkernt und erweitert. Teile der ursprünglichen Einfriedung sind erhalten.

Baugeschichte

Etwa gleichzeitig mit dem Fürstenhof waren in unmittelbarer Nachbarschaft auch das Schauspielhaus (1899-1902 durch Heinrich Seeling) und sämtliche Häuser an der Westseite der Gallusanlage zwischen Gutleut- und Neckarstraße neu errichtet worden. Der in den 1880er-Jahren begonnene Ausbau des Bahnhofviertels zum repräsentativen Geschäfts- und Wohnquartier war damit im Wesentlichen abgeschlossen.

Zum Zeitpunkt der Eröffnung verfügte das „Palast-Hotel Fürstenhof“ über 100 geräumige Zimmer mit seinerzeit modernstem Komfort (Badezimmer mit Toilette, Zentralheizung, Telefonanschluss, Personenaufzug), die zu beliebig großen Appartements erweitert werden konnten. Ein Restaurant mit großer Sommerterrasse sowie großzügig dimensionierte Aufenthalts- und Veranstaltungsräume unterstrichen den Charakter eines Grand Hotels ebenso wie das bis ins fünfte Obergeschoss durchgezogene, weitläufige Treppenhaus in Verlängerung des Vestibüls mit seinen breiten Marmorstufen.

Die ursprünglich vorgesehene Nutzung war trotz eines Besitzerwechsels 1909 und der zwischenzeitlichen Umbenennung zum „Palasthotel Esplanade“ jedoch nur von kurzer Dauer. 1917 wurde das Gebäude zum „Frankfurter Handelshaus umgewandelt, in dessen Erdgeschoss das bald stadtweit bekannte Café Rumpemeyer einzog. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Fürstenhof mit nur mittelschweren Zerstörungen. Das besonders getroffene Dachgeschoss brannte aus und wurde vereinfacht wiederaufgebaut. Die Innenaufteilung mit den repräsentativen Restauranträumen im Erdgeschoss war weitgehend erhalten geblieben, wurde zugunsten einer kleinteiligen Nutzung durch mehrere Restaurants aber aufgegeben.

Seit Mitte der 1980er Jahre gab es Überlegungen, die traditionelle Kaffeehausnutzung in den weitgehend erhaltenen Erdgeschossräumen wieder zu etablieren. Nachdem der Kronberger Immobilienunternehmer Jürgen Schneider das mittlerweile denkmalgeschützte Gebäude 1986 zusammen mit den vier im Norden und Süden anschließenden Häuserparzellen (Kaiserstraße 31, 33, und 35 sowie Münchner Straße 6) erworben hatte, wurde der Fürstenhof bis auf die Fassade, das Vestibül und das Haupttreppenhaus entkernt, viergeschossig unterkellert und eine parzellenübergreifende Bürohausnutzung untergebracht.

Gebäude

Die durchgehend fünfgeschossigen Schaufronten an der Westseite der Gallusanlage zwischen Gutleut- und Neckarstraße mit ihren hoch aufragenden Mansarddächern und geschickt platzierten Giebeln sowie turmartigen Kuppelbekrönungen gaben den Geschäftshäusern an der Gallusanlage sowie in der angrenzenden Münchner- und Kaiserstraße eine einheitlich-monumentale Gesamtwirkung, die durch mannigfaltige Blickbeziehungen und eine variantenreiche Silhouettierung belebt wurde. Im geografischen Zentrum der städtebaulichen Inszenierung liegt bis heute die einstmals als Prachtboulevard angelegte, auf den Hauptbahnhofes ausgerichtete Kaiserstraße. Den Beginn dieser Hauptachse im Übergang zur Altstadt akzentuierten ursprünglich zwei annähernd spiegelbildlich gestaltete Eckhäuser, deren abgerundete Kanten durch Kuppelaufbauten turmartig bekrönt waren. Nach Vorbild der Pariser Boulevards wurde so eine Art Torsituation geschaffen, in deren Flucht der Kopfbau des Frankfurter Hauptbahnhofs bis heute eindrucksvoll als Point de vue zur Geltung gebracht ist. Im Kontrast zu diesen beiden sich gegenüberliegenden, annähernd quadratischen, Geschäftshäusern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, nimmt der wuchtige Baukörper des benachbarten Fürstenhofs rund drei Viertel der Gebäudefront an der Gallusanlage ein. Auch seine stark plastische Akzentuierung und der alle Nachbarhäuser überragende Eckturm an der Ecke zur Münchner Straße lies das Palasthotel bereits unmittelbar nach der Fertigstellung als primus inter pares erscheinen. Seine fünfgeschossige Schaufront über vierzehn Fensterachsen ist weitgehend symmetrisch gegliedert mit einem breiten, giebelbekrönten Mittelrisalit und zwei schmalen, einachsigen, Seitenrisaliten, die ebenfalls von Giebelaufbauten bekrönt werden. Kollossalsäulen (im Mittelrisalit gekuppelt) und Pilaster fassen die drei obersten Geschosse zusammen, während das Erdgeschoss und erste Obergeschoss einfacher gestaltet und durch die durchlaufende Rustizierung als Sockelzone wahrgenommen werden. Einzelne Details der an hochbarocker Palastarchitektur angelehnten Fassadengestaltung wirken mehr appliziert als durchkomponiert. Seine Plastizität, Opulenz und insbesondere die überzeugende Fernwirkung wie auch die städtebauliche Präsenz machen den Fürstenhof zu einem Hauptwerk des späthistoristischen Städtebaus in Deutschland. Teile des weitläufigen Foyers sowie das ebenfalls sehr großzügig dimensionierte und bis ins fünfte Obergeschoss erhalten gebliebene Treppenhaus mit Marmorstufen und einem aufwändig gearbeiteten schmiedeeisernen Geländer geben noch heute einen Eindruck vom Raum- und Materialluxus des ehemaligen Hotelpalastes (Stuccolustro an Säulenschäften, Pilastern und Wänden, kassetierte Stuckdecken und Wandfelder). Der Fußboden im Erdgeschoss ist durchgehend erneuert.

Die Um- und Neubauten 1990-1992 erfolgten zu Ungunsten räumlicher Qualitäten der dahinter befindlichen Büros. Die Aufstockung des Fürstenhofs um quasi zwei Vollgeschosse oberhalb des Attikageschosses, das anstelle des ehemaligen, hoch aufragenden Mansarddaches errichtet wurde, verunklärt den Ursprungsentwurf. Die leicht vereinfachte Rekonstruktion des Kuppelaufbaus an der Münchner Straße bedeutet dagegen einen Zugewinn an städtebaulicher Präsenz und Prägnanz.

Eine eigenständige und architektonisch qualitätvolle Leistung der Schneider-Ära ist der als Teil der Gesamtanlage 1 ausgewiesene Neubau des dem Fürstenhof seit 1992 zugeschlagenen Eckhauses an der Gallusanlage und Kaiserstraße (Kaiserstraße 31, Architekten: Hommel & Partner, Frankfurt). Hauptcharakteristika des Vorgängerbaus werden hier abstrahierend in die Formen der späten Postmoderne übersetzt. Die Dreiteilung des Gebäudes in eine Sockelzone, drei Hauptgeschosse und einen mächtigen Dachaufbau werden, ebenso wie die Eckbetonung durch einen Turmaufsatz, wiederaufgegriffen und mit dem Nachbargebäude geschickt in Beziehung gebracht.

Denkmalwert

Der im Mai 1902 fertiggestellte Fürstenhof an der Gallusanlage 2/ Ecke Münchener Straße gilt  heute als „das pompöseste Gebäude im Bahnhofsviertel“ (Heinz Schomann 1988). Als städtebauliche Figur ist das Gebäude zusammen mit dem Neubau Kaiserstraße 31 von zentraler Bedeutung und Ausstrahlung für das trotz Kriegszerstörung, Abriss und vielfach wenig sensibel eingefügte Neubauten zwar fragmentierte, in seinen städtebaulichen Qualitäten aber noch nachvollziehbare Stadtquartier großbürgerlich-späthistoristischer Prägung zwischen dem Bahnhofsvorplatz im Süden und den Grünanlagen im Norden (Taunus-, Gallus- und Untermainanlage). Die neobarocke Fassade zeigt eine selbst im Bahnhofsviertel einzigartige Plastizität und Opulenz. Künstlerisch und städtebaulich zählt der Fürstenhof zu den überzeugenden Leistungen des Späthistorismus in Frankfurt und spiegelt die Wirtschaftskraft der Mainmetropole im Zeitalter Kaiser Wilhelms II. Teile des ehemaligen Foyers im Erdgeschoss und das bis ins fünfte Obergeschoss erhalten gebliebene Treppenhaus lassen die Aufenthaltsqualitäten und den Raumluxus des ehemaligen Hotelpalastes erahnen.

Der Fürstenhof ist aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen als Kulturdenkmal gemäß § 2 Abs. 1 und 3 in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

 

Literatur

Die Architektur des XX. Jahrhunderts. Zeitschrift für moderne Baukunst 3, 1903, S. 53-54 u. Taf. 82

Heinz Schomann: Das Frankfurter Bahnhofsviertel und die Kaiserstraße. Ein Beitrag zu Städtebau und Baukunst des Historismus, Stuttgart 1988, S. 117-118 u. 148

Kaffeehaus im Luftschloss. Romantische Träume im harten Geschäft mit Büroraum, in: Frankfurter Rundschau vom 9. März 1989

Jürgen Engelhardt: Frankfurt. Ein Jahrhundert Stadtgestaltung im Vergleich, München 1990, S. 181-183

Wolfgang Klötzer: Zu Gast im Alten Frankfurt, München 1990, S. 108-113

Detlef Janik: Die prachtvolle Fassade ist nichts als Blendwerk. Luxushotel und Spekulationsprojekt: Der Fürstenhof, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. August 1994


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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