Basilika von Nordosten
Westportal
Innenraum nach Osten
Innenraum nach Westen
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Rheingau-Taunus-Kreis
Oestrich-Winkel
Mittelheim
  • An der Basilika 8
Kath. Pfarrkirche St. Ägidius
Flur: 9
Flurstück: 155/3

Teil der Gesamtanlage:
Alter Ortskern Mittelheim

Ehemalige Augustinerinnen-Klosterkirche. Ein Vorgängerbau wurde im 10./11. Jh. vermutlich durch Wulverich von Winkel als Eigenkirche errichtet. Wohl vor 1129 liegt die Gründung eines Augustinerinnenklosters. Gegen Ende des 12. Jhs. übersiedelten die Nonnen nach Gottesthal bei Oestrich. Nach dortiger Einführung der Zisterzienserregel um 1247 kehrten einige nach St. Ägidien zurück; die Auflösung des Klosters erfolgte bis 1263. Anschließend wurde die Klosterkirche Pfarrkirche unter Gottesthaler Patronat.

Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika, erbaut um 1100 bis 1. Hälfte des 12. Jhs. (verschiedene Meinungen in der Literatur), von spartanischer Einfachheit, zunächst mit kurzen, wohl nicht über das Langhaus hinausreichenden Querarmen und ausgeschiedener, von quadratischem Turm überbauter Vierung. Nach 1170 Erweiterung durch ein erhöhtes ausladendes Querhaus, Nebenapsiden und eine erhöhte Hauptapsis.

Errichtet aus lagerhaftem Bruchsteinmauerwerk unter weitestgehendem Verzicht auf gliedernde architektonische Elemente. Der jetzt steinsichtige Außenbau war ehemals verputzt. Westportal als Säulenstufenportal, rechteckig unter doppelt abgetreppter Bogenlaibung auf eingestellten Säulen, am Bogen Wechsel weißer und roter Quader, schöner romanischer Türbeschlag. Einfache axiale Langhausfenster in den Arkadenachsen. Am Vierungsturm an jeder Seite zwei Klangarkaden in Rundbogenblenden mit Würfelkapitellsäulchen, darüber Zeltdach. In der erhöhten, nach 1170 angefügten Apsis drei hochliegende, in das Gewölbe einschneidende Fenster. Abschluss mit Rundbogenfries auf abgeschrägten Konsolen. Nach Süden anschließende zweigeschossige Sakristei, an deren Südseite Zwillingsfenster, Mittelsäulchen mit Würfelkapitellen. Die südliche Seitenschiffwand wurde bei der Renovierung 1938/52 fast ganz erneuert, am südlichen Querhausarm dabei ein Treppenturm für die im Innern rekonstruierte Empore angefügt.

Innen flachgedecktes Langhaus von sechs Arkaden mit ausgeschiedener Vierung (hier Wölbungsansätze einer Gratwölbung). Das Querschiff war ursprünglich vom Langhausdach überdeckt; nördlicher und südlicher Vierungsbogen deshalb erheblich niedriger. Der Chor aus querrechteckigem Vorjoch und leicht eingezogener Halbkreisapsis ursprünglich niedriger und mit Wölbung im Vorjoch geplant; nach 1170 erhöht. Im Langhaus niedrige kämpferlose Rechteckpfeiler. Kreuzförmige Vierungspfeiler, vor allem hier und an den alten Apsisbögen teils profilierte Kämpfer, teils auch Schräge-Platte-Profil mit Ritzmustern. Bei der Renovierung 1938/52 wurden die Innenwände nur weiß geschlämmt, der romanische Sparrendachstuhl mit der Balkendecke entfernt und die nicht mehr vorhandene südliche Seitenapsis neu aufgebaut. Einige kleine monolithe Fenster wurden als Fundstücke neu eingesetzt.

Die ehemalige romanische Nonnenempore im südlichen Querhausarm wurde 1938-39 rekonstruiert. Im vertieften unteren Raum jetzt die Taufkapelle. Die ursprünglich tonnengewölbt Sakristei jetzt flachgedeckt; im Obergeschoss ehemals eine Kapelle aus zwei Kreuzgewölben,1939 erneuert. In der östlichen Chornische gotisches Fenster.

Ausstattung: Romanischer Blockaltar, vermutlich 2. Viertel des 12. Jhs. Auf dem Altar Kreuzigungsgruppe, Holz, 1. Hälfte des 18. Jhs. mit ursprünglicher, restaurierter Fassung. Spätgotische Sakramentsnische. Taufstein um 1490 mit Maßwerk an Becken und Fuß, Wappen der Stifterfamilie zum Fürstenberg. Kanzel 1511 von Erhard Falkener mit reicher Flachschnitzerei (verschlungene Schriftbänder), ähnlich dem Kiedricher Gestühl. Beichtstuhl um 1700. Vier Gestühlswangen im Mittelschiff von 1684. Pietà, Terrakotta, um 1420. Mehrere Holzfiguren: hl. Ägidius, Ende 14. Jh., und hl. Urban um 1500, ferner Bildwerke des 18. Jhs. Bildnisgrabstein der Margaretha von Frankenstein († 1574), Flachrelief in Renaissance-Rahmung. Epitaph Rosina von Greiffenclau († 1658). In der Taufkapelle ehemaliges Wegekreuz, Sandstein, Anfang 15. Jh., neues Wappen.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
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