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Hermannstein gehörte im Mittelalter zum Bistum Trier. Patrone waren - nachweisbar seit der Frühneuzeit - die Freiherrn von Schenck zu Schweinsberg, die nach der Familientradition mit Johann von Schenck auch die Erbauer der Kirche waren; 1481 waren sie mit der Burg vom Landesherrn belehnt worden. Eine 1427 erwähnte Kirche dürfte noch im Vorgängerdorf Mulenheim und damit vielleicht an anderer Stelle gelegen haben. 1526 erfolgte die Einführung der Reformation durch Landgraf Philipp den Großmütigen, seit 1567 gehörte das Dorf kirchlich zu Hessen-Marburg. 1619 wurde das reformierte Bekenntnis unter Moritz von Kassel eingeführt, seit 1624 war die Gemeinde wieder lutherisch. 1637 traten die von Schenck das Besetzungsrecht für die Pfarrstelle an den Landesherrn ab. Restaurierungen der Kirche erfolgten 1910 unter der Leitung von Regierungsbaumeister Biermann und Dombaumeister Dr. Steumer sowie 1962; 1977 wurde das Mauerwerk umfassend saniert. Unterhalb der Burg unmittelbar am Blasbach unweit der Dill gelegener, einheitlich spätmittelalterlicher Saalbau mit Westturm und Polygonchor, inschriftlich 1491/92 erbaut und unter Einbeziehung der sogenannten „Klause" auf der Nordseite ummauert. Das Kirchenschiff ist von schlichtem Äußeren. Auf der Südseite befinden sich auffallend hochsitzende, tief in das Mauerwerk eingezogene und einfach genaste Fenster. Auf dieser Seite befindet sich auch einer der beiden ursprünglichen Hauptzugänge mit Hausteingewände, der 1843 in ein Fenster umgestaltet wurde. Über dem Portal befindet sich ein nach Art eines Fensters mit Profil und Wasserschlägen eingefasstes Relief der Geburt Christi mit Anbetung der Engel (Kopie, das Original jetzt an der Nordwand innen über dem Taufstein), das in einer dargestellten Wand hinter dem hl. Joseph die Jahreszahl 1492 zeigt. Das Portal ist innen mit einer gemalten Architekturrahmung versehen und war mit einem Schiebebalken zu verschließen; die Balkenkammer ist erhalten. 1710 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dachwerk. Vermutlich wurde damals auch das Hängewerk für die Deckenkonstruktion eingebracht, eine gedrückte Holztonne; die Gauben - nach den barockzeitlichen Umbauten die einzigen Lichtquellen des Schiffes - werden 1779 erstmals erwähnt. 1730 wurde die Sakristei, deren Portal vom Chor aus noch sichtbar ist, abgebrochen und ein Anbau als Zugang zu den Emporen nördlich an das Schiff angebaut. Der Chor ist gegen das Langhaus kaum merklich eingezogen, aber durch einen breiten Triumphbogen getrennt. Er hat nicht zuletzt die Funktion, das Netzgewölbe mit sieben Knoten (nur der mittlere mit Schlussstein) gegen das Schiff zu versteifen. Die zweibahnigen Fenster im Dreiseitschluss - wie alle Fenster der Kirche mit Bruchsteingewänden - zeigen im Couronnement Vierpass, Dreipass und „zusammenstoßende" Fischblasen (vgl. Naunheim). Die Totengruft der Herren von Schenck unter dem Chor, ursprünglich durch eine Falltür vor der Kanzel aus zugänglich, ist heute geschlossen. An der äußeren Chornordwand zeichnen sich noch die Reste der abgetragenen Sakristei samt Zugang und kleiner Spitzbogennische ab. Der außen vermutlich 1910 stark überarbeitet Turm (erneuert wurden Hausteinecken, Profilgesimse und die Doppelfenster über dem Portal) wird durch schmale Kranzgesimse in drei Geschosse geteilt, das oberste Geschoss ist mit zweibahnigen Maßwerkfenstern zu jeder Seite versehen. Über der Turmtür ist im profilierten Hausteingewände die Jahreszahl 1491 im Scheitel zu erkennen. Ein ähnliches Verschlusssystem wie am Südportal belegt, dass das Turmportal zum ursprünglichen Bauprogramm gehört; waren beide Zugänge von innen verschlossen, konnte die Kirche über die Brücke zum nördlich angrenzenden Beginenhaus verlassen werden. 1775 wurde das frühere achteckige Dach durch die heutige Pyramide ersetzt. Im Inneren des Turms wird deutlich, dass er ehemals zur Burgseite hin offen war; schräg in die Wand getiefte Schießscharten weisen zum Blasbach hin. Er ist damit vermutlich im Kern älter als die Kirche und war vermutlich Teil einer Vorbefestigung bzw. Unterburg, bevor er durch eine Ostwand geschlossen, um ein Glockengeschoss erhöht und Schiff und Chor angebaut wurden. Entlastungsbögen in der West- und Südwand gehören vermutlich ebenfalls zur älteren Funktion; eine ältere Geschossteilung ist an den erhaltenen Balkenkammern ablesbar. Die Baugeschichte ist insgesamt nicht erschöpfend geklärt, insbesondere ist unklar, wie die Darstellung auf der Vedoute in Meisners „Schatzkästlein" aus der Zeit vor 1625 zu werten ist, auf der unmittelbar westlich an den Turm ein gestreckter Baukörper in Firsthöhe des bestehenden Langhauses anschloss. Zur mittelalterlichen Ausstattung gehört der achteckige Taufstein aus der Bauzeit der Kirche mit Blendmaßwerk und Kruzifix. Er wurde um 1700 durch einen Tauftisch ersetzt und 1951 (mit zu kurzem Fuß) wieder aufgestellt. Ebenfalls zur Erstausstattung gehört das Kruzifix im Triumphbogen, eine qualitativ ausgezeichnete Arbeit aus der Zeit um 1520; auf den Endigungen des (originalen?) Kreuzbretts befinden sich die Evangelistensymbole. Vom spätgotischen Sakramentshaus fanden sich 1910 nur mehr Fragmente, die 1730 im Treppenanbau eine zweite Verwendung gefunden hatten. Das monumentale, 1910 in Teilen freigelegte Wandgemälde eines Christophorus an der Nordwand des Langhauses, dem Südportal gegenüber, wurde 1730 durch die Emporen und den Emporenzugang vom Anbau aus geteilt und stark beschädigt. Die weiteren Ausstattungsstücke sind nachreformatorisch. Der gemauerte Altartisch entstand 1705. Die in der Grundform polygonale Kanzel mit Schalldeckel am südlichen Chorbogen fertigte möglicherweise ein Schreiner aus Tirol 1723; die kassettierten, mit Hängegirlanden versehenen Füllungen werden von gedrehten Säulchen unterbrochen, Voluten leiten optisch auf den Abhängling als unterem Abschluss über. Die Orgel, eine Stiftung der Gemeinde Hermannstein, erbaute 1838/39 Daniel Raßmann aus Möttau bei Weilmünster im Chor; 12 Register sind auf Manual und Pedal (25 Töne) verteilt. 1962/63 wurde das Instrument auf die Westempore versetzt. 1843 wurde die Südempore erweitert. Die Grabsteine und zwei Doppelepitaphien der Freiherrn von Schenck stammen von 1570, 1588 und (im Chor) von 1696. Am Außenmauerwerk der Kirche sind Grabsteine von Pfarrern des 16. Jahrhunderts und von 1772 aufgestellt.
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