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Im nördlichen Bereich der Altstadt, zwischen Amtsgasse, Bosengasse, Mühlgasse und Kleine Bach gelegener, vierflügeliger Verwaltungskomplex, sukzessiv entstanden vermutlich nach dem verheerenden Stadtbrand von 1369 an Stelle einer älteren Wohnhausbebauung. Der älteste Teil, das den Hof nach Süden abriegelnde Hauptgebäude mit dem berühmten Kurfürstensaal, ursprünglich um ein Drittel kürzer konzipiert, in einer zweiten Bauphase jedoch nach Osten verlängert und in Details verändert. Östlich, an Stelle des heutigen zweigeschossigen Ersatzgebäudes von 1950 bzw. 1972, befand sich ursprünglich das so genannte Burggrafenhaus, ein hoher, mindestens dreigeschossiger Bau, der vermutlich nach dem Übergang der Bergstraße an die Kurpfalz, vielleicht 1576 entstand. In seiner massiven Erdgeschosshalle standen einst die herrschaftlichen Weinpressen, in den zwei oder drei Fachwerkgeschossen darüber hatte der Burggraf und Oberamtmann seine Wohngemächer. Der Bau wurde durch einen vor die Fassade gesetzten Wendeltreppenturm erschlossen und besaß außerdem eine Galerie in Höhe des ersten Obergeschosses. Bei dem von französischen Truppen verursachten Stadtbrand von 1693 wurde dieses Gebäude so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht erfolgte und die Ruine 1806 versteigert wurde. Bauteile davon sollen beim Bau des Anwesens Gräffstraße 1 Verwendung gefunden haben.
Nach Nordosten begrenzt die sogenannte "Eulenburg", ursprünglich ein Marstall, den Hof. Vermutlich gleichzeitig wie das Burggrafenhaus entstanden, befand sich hier im "Herdstall" das Großvieh, in den Obergeschossen war die Frucht aus dem "Zehnten", deshalb auch "Zehntscheune", gelagert. Nach zeitweiliger Funktion als Jugendherberge dient es heute einer musealen Nutzung. Westlich riegelt das Kelterhaus den Hof ab, ein von dem Heppenheimer Zimmermeisters Christian Hermann konzipierter Bau, der 1610 unter Verwendung der westlichen Befestigungsmauer errichtet wurde. An dessen Stelle soll sich ursprünglich die Toreinfahrt befunden haben, außerdem ein Backhaus und eine Badstube.
Die Gebäude des Amtshofes bestehen einheitlich aus unverputztem Bruchsteinmaterial bzw. aus Fachwerk. Das Hauptgebäude ist zweigeschossig und mit einem einseitigen Walmdach mit Schleppgaupen versehen. Westlich Fachwerkgiebel. Kanten durch versetzte Buckelquader betont, gekehltes Traufgesims aus Werkstein. Fassaden vor allem durch zwei- bzw. dreiteilige Kreuzstockfenster gegliedert. In den Hof vortretender Turm mit wuchtigem Rundbogenfries und Fachwerkgiebel, vermutlich als Treppenturm vorgesehen, heute in seinem Obergeschoss eine Kapelle mit nach Osten vortretendem Chörlein auf Maßwerkkonsolen bergend; hier schmale Dreipassfenster. An der Nordwestecke Treppenturm mit einem Obergeschoss und einer bekrönenden Haube aus dem 18. Jh. Zwischen beiden Türmen waren zwei offene Galerien auf Konsolen eingespannt.
Der in den 1930er Jahren wiederhergestellte Saal im Erdgeschoss mit einem Längsunterzug auf zwei achtseitigen Holzstützen, die Decke durch Rechteckfelder gegliedert, darin ovale und geschweifte Stuckrahmen; 18. Jh. An den Wänden eine 1951 stark restaurierte Architekturmalerei mit kräftigem Rollwerk und Blütenornamenten aus der Zeit um 1580. In den 1950er Jahren wurde der Raum auch durch eine neu eingezogene Wand verkürzt und die Deckenstuckornamentik angepasst.
Im Obergeschoss bis auf den quadratischen Ostraum der Kurfürstensaal mit erneuerter Balkendecke mit Längsunterzug. Die stichbogig geschlossenen Fensternischen mit erneuerten Steinbänken, an der Nordwand spitzbogiges Portal zur Kapelle und alte Holztür. Um Fenster und Eingänge rahmende Pilasterarchitekturmalerei in Rotbraun mit kräftigem Rollwerk, Masken und Blattornamenten; die stark restaurierte Malerei 1576 entstanden. Bedeutend das Fresko an der Nordwand, das über einem gemalten Wandbehang mit Blumenornamenten acht in einer hügeligen, blumenreichen Wiesenlandschaft stehende Engel zeigt, die übergroße Wappenschilde halten. Die Interpretation der Wappen nicht eindeutig, sie verweisen auf die Herkunft regierender Mainzer Erzbischöfe (Nassau, Katzenelnbogen, Sachsen/Meißen, Kärnten). Als oberer Abschluss ein breiter Maßwerkfries mit Türmen und Zinnenkranz. Vom gleichen Meister und wohl auch zeitgleich Anfang des 15. Jhs. entstanden das Engelskonzert in den Gewölbezwickeln des Kapellenchörleins. Auch die gotischen Fresken in der Lorscher Torhalle scheinen Werke dieser vielleicht in Mainz ansässigen Werkstatt zu sein. Im Chörlein Blockaltar mit seitlicher Piscina, auf dem Schlussstein des Gewölbes Flachrelief-Wappen des Mainzer Erzbischofs Johann von Nassau.
Von den ursprünglich vier Toren im massiven Erdgeschoss des Kelterhauses eines vermauert. Darüber, zur Erhöhung der Halle, ein halbes, dann ein vollständiges Fachwerkgeschoss, als Abschluss ein Walmdach mit Schleppgaupen. Das Fachwerk mit kräftigen Hölzern, Mann- Figuren, in den Brüstungsfeldern Feuerböcke. An der Nordwand kleine Spitzbogennische mit Maßwerkrest. In der in das Gebäude integrierten westlichen Wehrmauer das Portalgewände der ehemaligen Stadtmühle eingebaut, im Schlussstein die Initialen HW/CAW (für das Müllerehepaar Hans und Catharina Werle) und die Jahreszahl 1771. Im Verbindungsstück zum Treppenturm des Hauptgebäudes der alte Wehrgang noch vorhanden, hier auch spitzbogige Pforte.
Der ehem. Marstall zweigeschossig mit steilem Satteldach und Schleppgaupen, im Erdgeschoss drei teilweise vermauerte Rundbögen, außerdem Rechteckfenster mit profilierten Gewänden. Hofseitig verdachte Freitreppe. Der von Nordwesten zugängliche Hof gepflastert.
Der zwischen 1860 und 1930 auch als Zigarrenfabrik umgenutzte Amtshof zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt Heppenheim und besitzt mit seinem Kurfürstensaal auch den repräsentativsten und auch historisch bedeutendsten Raum. Wie sein Name verrät, fanden hier wichtige feierliche Staatsakte statt, u.a. wurden an diesem Ort 1417 der Bischof von Chur gewählt und 1435 der Erzbischof und Kurfürst von Mainz, Dietrich von Erbach, als Kanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auf Kaiser Sigismund vereidigt. 1948 wurde hier die FDP unter Theodor Heuss gegründet. Die gotischen Ausmalungen in Saal und Kapelle sind weit über den Raum der Bergstraße hinaus von eminenter kunsthistorischer Bedeutung und auch der anschauliche Wert der stark erneuerten Architekturmalerei der Renaissance ist nicht zu unterschätzen. Das Ensemble des ehemaligen Kurmainzer Amtshofes stellt eine Sachgesamtheit von übergreifender kulturhistorischer Bedeutung dar.
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