Ansicht von SW (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Haupteingang MMK (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Ansicht von SO (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Ansicht von NO (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Innenstadt
  • Domstraße 10
  • Domstraße 12
Museum für Moderne Kunst
Flur: 11
Flurstück: 101/3, 102/5, 102/6, 4/2

Postmoderner Bau des Museums für Moderne Kunst von 1987–1991 nach dem Entwurf des österreichischen Architekten Hans Hollein

Geschichte

Die wachsenden Sammlungsbestände zur zeitgenössischen Moderne im Frankfurter Städel (Pop-art etc.) führten in den 1970er Jahren zu der Frage ihrer angemessenen Präsentation, was die Gründung des Museums für Moderne Kunst (MMK) 1978 zur Folge hatte. 1979 schlug das Kulturdezernat vor, das MMK mit dem am Schaumainkai neu zu gründenden Deutschen Architekturmuseum (DAM) zusammenzulegen (Hoffmann 2009, 109). Die durch Ankäufe und Schenkungen stark angewachsenen Bestände beider Institutionen verhinderten dies. So beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1981 einen Neubau für das MMK im Bereich der Altstadt. 1982 schrieb die Stadt einen offenen Realisierungswettbewerb aus und lud zudem fünf ausländische Architekturbüros ein. 1983 entschied sich die Jury für den Entwurf des Wiener Architekten Hans Hollein (1934–2014). Nach dem Ankauf und der Räumung des Grundstücks konnte 1987 mit dem Bau begonnen werden. 1991 wurde das MMK fertiggestellt und dient seither als Ausstellungsort. Weitere Ausstellungsräume kamen 2007 mit dem schräg gegenüberliegenden Zollamt sowie 2014 mit dem zweiten Stockwerk des Taunusturms an der Gallusanlage hinzu.

Lage

Das MMK liegt im Gebiet der ehemals von der Staufermauer eingefassten Altstadt. Als Bauplatz diente ein dreieckiges Restgrundstück an der Domstraße. Die Dreiecksform des Grundstücks entstand ab 1906 nach dem Durchbruch der Braubachstraße durch die Altstadt. Die Gebäude des ab 1906 bebauten Grundstücks wurden im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. In der Nachkriegszeit siedelten sich dort eine Tankstelle mit Garagen sowie ein Restaurant an. Südlich der Braubachstraße blieben die neoklassizistischen Wohn- und Geschäftshäuser erhalten. Anstelle der alten Schnurgasse im Norden entstand ab 1952 die breite innerstädtische Ost-/Westverbindung der Berliner Straße mit typischer Nachkriegsbebauung.

Beschreibung

Hollein plante das Museum als einen die gesamte Grundstücksfläche nutzenden Solitär, gemäß dem Wunsch der Stadt nach „Zeichenhaftigkeit“ und „städtebaulicher Dominanz“ (Gleininger-Neumann 1984, 79f.). Der Eingang sollte im Südwesten an der Domstraße liegen und zur Altstadt hin ausgerichtet sein. Nach diesen Vorgaben entwarf Hollein einen Museumsbau mit 4300 qm Ausstellungsfläche, bestehend aus einem Unter-, einem Eingangs- und einem Zwischengeschoss sowie zwei Obergeschossen. Der Stahlbetonbau erhielt einen roten Sandsteinsockel. Den Eingang betont eine konkave dreistufige Treppe unter einem abgetreppten Überhang im Zwischengeschoss. Er wird von einer Doppelreihe Rundstützen getragen, die sich im Westen und Süden in segmentbogigen Arkadengängen fortsetzen. Über dem Eingang ist in die abgekantete Gebäudeecke des Zwischengeschosses Erkerfenster eingelassen. Es wird an West- und Südseite von einer Reihe hochrechteckiger Fenster auf roten Sandsteinstützen begleitet, die die Verwaltungsräume belichten. Der schlichten Ecke des ersten Obergeschosses folgt im zweiten Geschoss eine abgekantete Ecke mit Schlitzfenster.

Die Südseite bestimmen verputzte Wandflächen und im Erdgeschoss ein offener Arkadengang mit dahinter liegendem Café. Die verspielt wirkenden Arkaden werden durch überbreite Sandsteinplatten betont und enden in einem abfallenden Bogenlauf. Die beiden Obergeschosse werden durch Gesimse betont, lediglich unterbrochen von der konkaven Fensterform eines über alle Geschosse geführten Treppenhauses, das im zweiten Obergeschoss durch einen unvermittelt auskragenden Balkon betont wird. Auffällig ist auch das kopfstehende Thermenfenster am Dachansatz des zweiten Obergeschosses.

An der Ostseite stufte Hollein die Gebäudespitze dreifach ab und ließ sie mit abstrakten Metallskulpturen bestücken, ein zeichenhafter Hinweis auf die Museumsfunktion. Zugleich erinnert die komplett mit roten Sandsteinplatten verkleidete Gebäudespitze an einen durch die geschossweisen Rücksprünge ad absurdum geführten Schiffsbug.

Die Nordseite an der verkehrsreichen Berliner Straße wurde im Erdgeschoss weitgehend geschlossen. Auch hier findet sich eine ähnliche Treppenhauslösung, allerdings mit einem konvex aus der Fassadenflucht kragenden Umgang im ersten Obergeschoss. Eine gegenläufige konkave Lösung bildet eine Fensteröffnung im zweiten Obergeschoss, markant hervorgehoben durch einen blockartig vorspringenden Bauteil. In der Achse darunter befindet sich im Erdgeschoss ein Toreinbau für großformatige Kunstwerke. Zudem durchbrechen wenige Fenster des Untergeschosses die Sockelzone.

Auf der Westseite findet sich eine bogenförmig vorspringende Sockelzone mit großer Segmentbogenöffnung, die einesteils zugebaut, andernteils mit einem Tor für die Andienung und dem Verwaltungseingang versehen ist. Darüber wurde eine theaterhafte, zweigeschossige Glasfassade auf kolossalen Rundstützen mit Aluminiumverkleidung errichtet.

Als Gebäudeabschluss dient ein wuchtiges Dachgesims, welches mehrfach unterbrochen wird durch die einschneidenden Fensteröffnungen an Nord- und Südseite. Das Dach selbst ist charakterisiert durch unterschiedliche Aufbauten aus Glas, Kupfer und Aluminium. An der Domstraße wurden als Reaktion auf die Dachgauben des gegenüberliegenden Gebäudes giebelständige Sheddächer ausgeführt. Auf der Nord- und Südseite finden sich langgestreckte Satteldächer aus Glas, motiviert durch die Dachformen der südlichen Häuserzeile.

Im Innern nimmt das Untergeschoss nicht nur Teile der Gebäudetechnik auf, sondern auch einen Vortragsraum mit Foyer und Bühne sowie Werkstätten und Depots. Das Innere des Museums offeriert eine geradezu irritierende Fülle an Wegeführungen. Im Eingangsgeschoss führt das kleine Foyer nach Osten über eine dreistufige Treppe in den kreisrunden Verteiler des Zwischengeschosses. Dieser wird zugleich von einer parallel geführten Rampe (von Hollein „Bypass“ genannt) begleitet. Vom Verteiler zweigen weitere Treppen in die Nebenräume sowie nach Osten in die zentrale Halle ab. Die Halle bildet das zentrale Herzstück des Museums und ist im Westen und Osten mit segmentbogigen Durchgängen versehen. Im ersten Obergeschoss begleiten je vier Balkone die Nord- und Südwand der Halle, die mit einem Oberlicht natürlich beleuchtet ist. Die sie begleitenden Mantelräume werden durch die Fenster der Nord- und Südseite belichtet. Östlich hinter der Halle führt eine dreiteilige Treppenanlage kleeblattförmig in das zweite Obergeschoss. Die Ausstellungsräume in diesem Geschoss sind allesamt mit Oberlichtern und natürlicher Belichtung versehen. Die westlichen Sammlungsräume des ersten und zweiten Geschosses erhalten zusätzliches Tageslicht durch die geschosshohe Fensterfront der Westseite.

Analyse

Holleins Museumsbau entzieht sich unmittelbaren Vorbildern, das gilt sowohl für die dreieckige Kubatur des Baukörpers als auch für die nicht ohne Ironie zur Anwendung gekommenen Detailformen. Der damalige Baudezernent Hans-Erhard Haverkampf sprach in diesem Zusammenhang von „Stillosigkeit“: „Klassische Moderne, Postmoderne, Eklektizismus, Funktionalismus, neuer Historismus, alles Ordnungsbegriffe, denen das Hollein’sche Konzept entgleitet.“ (MMK 1988, 8). Nach Wolfgang Welsch entspricht dies einem klassischen Ansatz der Postmoderne, die traditionelle Bauformen üblicherweise „im Modus der Verwandlung und modernen Artikulation“ (Welsch 1991, 105) aufnimmt. „Die Postmoderne à la Hollein bedient sich nicht einfach traditionellen Formenguts, sondern läßt sich von historischen Prinzipien zu gegenwärtigen Lösungen inspirieren. Ihr Traditionsumgang ist nicht reproduktiv, sondern produktiv.“ (Welsch 1991, 113).

Im Innern gelingen Hollein geradezu „barocke Inszenierungsformen […] in Lichtführung und Raumdurchdringungen“ (Gleininger-Neumann 1984, 81). Das raffinierte Erschließungskonzept mit seinen Treppen und „Bypässen“ bietet den Museumsgästen alternative Wegeführungen und damit ständig neue Raumerlebnisse durch wechselnde Blickachsen und variierende Blickwinkel. Dazu zählt auch Holleins vielfach gelobtes Belichtungskonzept aus Oberlicht-, Seitenlicht- und Kunstlichträumen (Mönninger 1990, 87). In der Wahl der Materialien folgt Hollein Frankfurter Traditionen und verwendet roten Sandstein und helle Putzwände; Kupfer und Aluminium prägen die Dachzone des MMK. Nach Heinrich Klotz schuf Hollein ein Museum, das „ruhig und vielfältig, neutral und idiosynkratisch [ist] – ein Museum, das der Kunst die Dominanz läßt und der Architektur das Ereignis“ (MMK 1991, 71).

Das MMK war Holleins zweiter Museumsbau nach seinem vielbeachteten Museum Abteiberg in Mönchengladbach (1972-1982). In dem 2017 unter Denkmalschutz gestellten Komplex findet sich ein vergleichbares Arbeiten mit der Topografie und ein ähnlich variables Wegesystem mit unterschiedlichen Raumerlebnissen. 1985 wurde Hollein für sein Gesamtwerk mit dem berühmten Pritzker-Preis ausgezeichnet und stieg damit in die Riege weltberühmter Architekten auf.

Veränderungen

Der Außenbau erfuhr außer einer Neufassung des Putzes und der Anbringung eines Kunstwerks an der Südseite keine Veränderungen. Die Disposition der Ausstellungsräume im Innern blieb unverändert bei veränderten Oberflächen. Eine Neugestaltung erfuhr die Cafeteria, die an heutige Ansprüche der Gastronomie angepasst wurde.

Begründung

Mit dem Bau des Museums für Moderne Kunst wurde eines der letzten innerstädtischen Nachkriegsgrundstücke geschlossen und zugleich ein zeichenhaftes Bauwerk am Übergang von der südlichen Altstadt zur neu aufgebauten Innenstadt im Norden geschaffen. Holleins Solitär reagiert auf die besondere städtebauliche Situation dieses Ortes und betreibt damit gleichsam Stadtreparatur. Stadtgeschichtlich besitzt das MMK eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der altstädtischen Braubachstraße und der verkehrsreichen Berliner Straße der Wiederaufbauära. Eigenwillige Historizität gewinnt das Gebäude durch zitathafte Versatzstücke aus der Baugeschichte, die Hollein künstlerisch kongenial und ironisierend in die Gegenwart transponiert. Die Raumdisposition und das Erschließungskonzept des MMK lassen seine Auseinandersetzung mit den Prinzipien barocker Architektur erahnen, deren zeitgenössische Transformation und Anwendung Hollein den Ansprüchen eines modernen Ausstellungsgebäudes anpasst.

Das Museum für Moderne Kunst ist Kulturdenkmal aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen.

Literatur

Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, Dezernat Bau, Hochbauamt (Hrsg.): Offener Realisierungswettbewerb Neubau Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1983.

Gleininger-Neumann, Andrea: Der Wettbewerb für das Museum für Moderne Kunst. In: Jahrbuch für Architektur 1984, Das neue Frankfurt 1, Braunschweig/Wiesbaden 1984, S. 78-119.

Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, Dezernat Bau, Hochbauamt (Hrsg.): Moderne Kunst Frankfurt am Main. Publikation zum Richtfest am 13. Juli 1988. Frankfurt am Main 1988.

Mönninger, Michael: Die Quadratur des Dreiecks. In: Lampugnani, Vittorio Magnago (Hrsg.): Museumsarchitektur in Frankfurt 1980-1990. München 1990, S. 85-87.

Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. (Schriftenreihe zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main; 22), hrsg. v. Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1991.

Welsch, Wolfgang: Unsere postmoderne Moderne. (3. Aufl.) Weinheim 1991.

Hoffmann, Hilmar: Das Frankfurter Museumsufer. Frankfurt am Main 2009.

Köhren, Leonie: Ein neues Gesicht für Frankfurt. Die Bedeutung der Postmoderne für die Wiederentdeckung des Stadtraums und einer identitätsstiftenden städtischen Architektur im ausgehenden 20. Jahrhundert. Heidelberg 2019.

Burgard, Roland: Das Museumsufer Frankfurt. Architekten und Bauten. Basel 2020.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
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