Dom und Altstadt von Südwesten
Burgdistrikt mit Ummauerung und Türmen (E. Schirmacher)
Dom und Burg, 1976
Domstraße 1, 3, 5, 10, an dieser Stelle befand sich der Eulenturm
Historischer Lageplan Dom, Domplatz und angrenzende Gebäude 1857, c=ehem. Kapitelhaus, d=Karnerkapelle, g=alter Stiftshof (abgerissen1857) [HStA Wiesbaden, W250/15 Nr. 12 fol. 9]
Domplatz, Ansicht von Südwesten
Domstraße, Ansicht von Osten
Häuserinsel gegenüber dem Walderdorffer Hof (historische Aufnahme; Archiv Kloos)
GA Altstadt, Plötze, historische Ansicht
Kleine Rütsche 2, Traufseite der 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Giebelseite erneuert 1580/90
Fischmarkt
Salzgasse, Ansicht von Nordwesten
GA Altsadt, Rosengasse, Ansicht von Norden
Blick in die Fleischgasse mit Bach (Historische Ansicht)
GA Altsadt: Bornweg: Ansicht von Westen
Kleine Domtreppe, Ansicht von Nordosten
Pfarrweg, Ansicht von Osten
Römer 2-4-6, Kellergeschoss mit Rekonstruktion einer Mikwe (IBD)
Brückengasse, Ansicht von Norden
Brückengasse
Römer, Ansicht von Nordwesten
In der Erbach, Ansicht von Südwesten
Blick auf die Platzanlage "In der Erbach"
Bornweg 1
Löhrgasse, Ansicht von Nordosten
Löhrgasse, Ansicht von Nordwesten
Abschnitt Rütsche 5-15, Abwicklung der Nordseite, um 1300 (Rekonstruktionszeichnung IBD)
Abschnitt Rütsche 5-15, Abwicklung der Nordseite, heutige Ansicht (IBD)
Fahrgasse mit Blick zur Rütsche
Blick auf den Turm des Walderdorffer Hofes (historische Aufnahme)
Fahrgasse 5, Walderdorffer Hof
Kleine Rütsche, Ansicht von Nordwesten
Domstraße und Übergang zum Fischmarkt
Fischmarkt, Ansicht von Südwesten
Fischmarkt
Fischmarkt
Fischmarkt
Fischmarkt (historische Aufnahme)
Fischmarkt 11 und 12, Rütsche 10, links: heutiger Zustand, rechts: Rekonstuktion der Ursprungsbauten, um 1500 (IBD)
Blick in die Salzgasse (historische Aufnahme, Stadtarchiv Limburg)
Kornmarkt 6, alte Ansicht (um 1900) des Kornmarktes
Kornmarkt, Nordseite (historische Aufnahme, Stadtarchiv Limburg)
Salzgasse, Ansicht von Südosten
Kornmarkt, heutige Ansicht von Südwesten
Kornmarkt und Bahnhofstraße (kolorierte Postkarte) etwa 1905
Plötze, Ansicht von Südwesten
Plötze, Ansicht von Südwesten
Plötze mit den später zerstörten Anwesen (historische Aufnahme, Satdtarchiv Limburg)
Fleischgasse, Ansicht von Südosten
Fleischgasse, Ansicht von Nordwesten
Abschnitt Barfüßerstraße vor Neuerrichtung des Hauses Nr. 1, vor 1911 (historische Aufnahme, Stadtarchiv Limburg)
Barfüßerstraße
Östliche Partie der Barfüßerstraße, (historische Aufnahme)
Barfüßerstraße 7-13
Barfüßerstraße 16-6
Bischofsplatz 2/4, ehem. Franziskanerkirche und -kloster (historische Ansicht, Bildarchiv Kloos)
Frankfurter Sraße 2, sog. Trombettakomplex
Bischofsplatz (historische Aufnahme, Stadtarchiv Limburg)
Bischofsplatz 5-7-9
Rossmarkt 4-6, ehem. Franziskanerkloster, Gartenansicht und Garten
Rossmarkt 4-6, ehem. Franziskanerkloster, Umfassungsmauer/ehem. Stadtmauer
Rossmarkt 'Alte Aula' (erbaut 1750 - abgerissen 1956)
Roßmarkt, westliche Partie des Roßmarkts
Roßmarkt, Blick zum Pfarrweg
Roßmarkt, Ansicht von Südosten
Limburg, Panorama, Blick auf den östlichen Bereich der Altstadt mit dem alten Vinzenzhospital und der ehem. großen Zehntscheune (Bildarchiv Kloos)
St. Vinzenzhospital, um 1910 (Bildarchiv Kloos)
Blick in die Frankfurter Straße, im Vordergrund die Post (historische Aufnahme)
Frankfurter Straße, Ansicht von Süden
Frankfurter Straße 21-27 (historische Aufnahme, Bildarchiv Kloos)
Grabenstraße/Ecke Bahnhofstraße
Grabenstraße
Grabenstraße, Ecke Hospitalstraße
Landgerichtsstraße/Lahnweg, Fluchtlinienplan, 1904 (Stadtarchiv Limburg)
Grabenstraße 39-43
Grabensraße, historische Aufnahme
Fabrikanlageder Gebr. Goerlach, Grabenstraße 10
Grabenstraße/Ecke Sackgasse, historische Aufnahme, heute Bau C&A (Bildarchiv Kloos)
Grabenstraße 60-66
Konrad-Kurzbold-Straße 6
Konrad-Kurzbold-Straße, Ansicht von Nordwesten
Brückenvorstadt um 1800, handkolorierter Plan [HStA Wiesbaden 3011-1265 H]
Brückenvorstadt (historische Aufnahme, Stadtarchiv Limburg)
Brückenturm mit Mühlenbauten (historische Ansicht)
Schleuse
Schleusenweg, ehemaliges Schlachthofgelände von Südosten
Schleuse zu Limburg
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Limburg-Weilburg, Landkreis
Limburg
  • Gesamtanlage Altstadt und Frankfurter Vorstadt

Die Gesamtanlage Altstadt und Frankfurter Vorstadt umfasst die Fläche innerhalb des ehemaligen Mauerberings der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, den Bereich der zum Teil noch durch Bauten der Zeit um 1700 geprägten Frankfurter Vorstadt sowie die beidseitige Bebauung der entlang der ehemaligen Befestigungsanlage verlaufenden Grabenstraße aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier zeigen sich eine außerordentliche Vielfalt historischer Bauwerke und städtebaulicher Strukturen, die den besonderen Schutz dieses Bereichs bedingen.

Topographisches Zentrum des Altstadtensembles ist der Lahnfelsen hoch über dem Fluss, der mit Burganlage und ehem. Stiftskirche die früheren geistlichen wie weltlichen Regimente unmittelbar augenfällig über die städtischen Bauten am Berghang erhebt. Felsen, stauferzeitliche Kirche und Burganlage verschmelzen in der Fernsicht und bilden zusammen Stadtkrone und monumentales Wahrzeichen Limburgs.

Bereits im frühen Mittelalter war die gesamte Hochfläche ummauerter und turmbewehrter Burgdistrikt, zu dem der westliche Eulenturm (etwa zwischen Domstraße 8-10 und 9 gelegen, 1569 abgerissen) den wohl einzigen Zugang bot. Hier fanden sich neben den Wehr- und Burggebäuden im engeren Sinn der Vorgängerbau des heutigen Domes, Stiftsgebäude sowie etliche Burgmannenhöfe. Im Lauf des Mittelalters zog sich "die Burg" auf den heutigen Bereich zurück und wurde mit einer Zugbrücke vom restlichen Areal abgetrennt - nach dem vollständigen Übergang der Herrschaft an Kurtrier ab 1420 diente sie hauptsächlich als Amtsburg, Wirtschaftshof und Wohnsitz der jeweiligen Verwalter.

Von den zahlreichen Burgmannenhöfe im westlichen Bereich des Felsplateaus verblieben die Anwesen derer von Staffel (Domplatz 7) sowie der Waldboten von Pfaffendorf (heute Diözesanmuseum, Domstraße 12) in adeliger bzw. patrizischer Hand, während Domplatz 4 und 5 bereits im 14. Jahrhundert durch Schenkungen in den Besitz des Stifts gelangten Auf der Nordseite des Burgbereichs verfielen dagegen die meisten der übrigen Anwesen im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts und wurden niedergelegt - das letzte noch 1857. Erhalten blieben hingegen die zu den Liegenschaften gehörenden geräumigen, ursprünglich jeweils ummauerten Garten- und Hofareale, die im 19. Jahrhundert der Erweiterung des seit alters vor der Domwestfassade gelegenen Friedhofes dienten. Nach dessen Auflassung wurde der gesamte Bereich in eine kleine Parkanlage mit einigen erhaltenen Grabdenkmälern umgewandelt. Diese Grünfläche prägt im Zusammenspiel mit dem großen gepflasterten Domvorplatz das heutige, sehr offene Erscheinungsbild des Bergplateaus, welches durch die plastisch gegliederte und farbig artikulierte Baumasse der ehem. Stiftskirche absolut dominiert wird. Daneben treten die anderen Bauten: die Karnerkapelle St. Michael, die genannten ehemaligen Burgmannenhöfe und Stiftshäuser sowie zwei Bauten des frühen 20. Jahrhunderts (Dompfarrhaus, Domplatz 3; Domküsterhaus, Domplatz 6) in ihrer Platzwirkung weit zurück. Einen eigenen, in sich abgeschlossenen Bereich bildet der angrenzende Burghof mit seinen heterogenen Bauten des 13. bis 18. Jahrhunderts am östlichen Ende des Felssporns.

Sämtliche Freiflächen des Domberges mit Domstraße, Domplatz, Gelände des ehemaligen Friedhofs sowie dem Burghof sind als potentielle archäologische Fundstätten zu behandeln und zu schützen. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die heutigen großen Bereiche im westlichen Teil des ehemaligen Burgplateaus, ist hier nicht nur mit zahlreichen Befunden zu den heute vollständig verschwundene Burgmannenhöfen des späten Mittelalters zu rechnen, sondern auch mit Hinweisen auf die vorangehende früh- und hochmittelalterliche Bebauungstruktur.

Im Kontrast zur weiträumigen Anlage des ehemaligen Burg- und Stiftsbereiches ist das heutige Altstadtbild überwiegend geprägt von sehr dichter Bebauung enger Straßenzüge mit meist giebelständigen, oftmals reich verzierten und farbig gefassten Fachwerkfassaden sowie einigen stattlichen Massivbauten mit Treppengiebeln. Zwei Entwicklungen sind hierfür verantwortlich zu machen: zum einen wurde die offenere Bebauungsstuktur des 12. und 13. Jahrhunderts vor allem durch die Besetzung ursprünglich weiträumiger Marktplätze mit inselartigen Baublöcken zunehmend verdichtet. So wurde der große offene Marktbereich auf dem Areal Fischmarkt -Rütsche-Fahrgasse-Brückengasse im Verlauf des 14. Jahrhunderts durch Erweiterung und Überursprünglich wohl kleiner Verkaufsbuden mit größeren Häusern besetzt. Es entstanden zwei Baublöcke (Fischmarkt 8-12 und Rütsche 6-10) sowie Rütsche 2-4 (Ersatzbau von 1976 dreier Anwesen des 14. Jahrhunderts), die nur noch die eng gefassten Plätze von Fischmarkt, Brotmarkt (nördliche Hälfte der Fahrgasse) sowie Schuh- und Klattermarkt auf dem Gelände zwischen Brückengasse und Römer frei ließen. Zum anderen nutzten die Besitzer die Grundstücksflächen zunehmend stärker aus und bebauten zuvor als Hofräume fungierende Bereiche. So kam es im Verlauf des Mittelalters bis in die Barockzeit hinein zur oftmals fast vollständigen Überbauung der vielen schmalen, jedoch meist sehr tiefen Parzellen durch Vorder- und Hinterhäuser sowie zur Errichtung mehrgeschossiger hoher Bauten auf recht kleinen Grundstücken.

Obwohl es vor allem entlang der westlichen Partie der Stadtmauer noch größere, als Gärten genutzte Freiflächen gab, wurden diese nicht überbaut - offenkundig war die Nähe zu den Handelsstraßen und Marktbereichen wichtiger. Letztendlich beschränkte erst das 19. Jahrhundert mit strengen Regeln die weitere Verdichtung.

Die Handelswege, deren wichtigster von Köln über Limburg nach Frankfurt führte, nutzten die steinerne Brücke, die gegen 1340 den hölzernen, weiter östlich gelegenen Übergang ersetzte, und wurde als "Fahrgasse" zum Teil des Straßennetzes. Die wichtigsten städtischen Ein- und Ausgänge waren neben den äußeren und inneren Brückentürmen die beiden Diezer Tortürme Richtung Koblenz bzw. die Hammerpforte für die Straße nach Mainz und Frankfurt. Die Handelsstraßen verbanden sich mit den innerstädtischen Gassen, die sich weitgehend parallel entlang der Höhenlinien des Domberges in terrassenförmigen Stufungen mit Verbindungswegen und -treppen in der Falllinie entwickelt hatten. Viele der Straßenzüge selbst sowie einige platzartige Ausweitungen der Straßenräume und Kreuzungsbereiche dienten als Märkte unterschiedlicher Waren und Produkte. Jüngere Forschungen haben gezeigt, dass viele der heutigen Straßenbezeichnungen der Altstadt zwar eine alte Tradition haben, aber in ihrer Lage nicht oder nur teilweise mit den früheren Standorten der Märkte übereinstimmen. So zog sich etwa der "Kornmarkt" bis tief in die Salzgasse hinein und der "Salzmarkt" befand sich auf der Straßenplötze und an der Einmündung der westlichen Böhmergasse.

Der Bestand der einzelnen Baudenkmäler ist äußerst reich und vielfältig und umfasst Massiv- wie Fachwerkbauten vom späten 13. bis zum 19. Jahrhundert Frühneuzeitliche Fachwerkhäuser überwiegen bei weitem, die jedoch fast durchgängig die steinernen Gewölbekeller, zudem oft noch bedeutende Gefügepartien bzw. wieder verwendbare Einzelhölzer der mittelalterlichen Vorgängerbauten bewahren. Erklären läßt sich dies durch die sich zunehmend verschlechternden ökonomischen Verhältnisse der Limburger Bürgerschaft aufgrund des wirtschaftlichen wie politischen Niedergangs der Stadt seit der Mitte des 14. Jahrhunderts. So konnten sich die meisten Familien keine vollständigen Neubauten leisten, sondern begnügten sich in vielen Fällen mit der repräsentativen Neugestaltung der sichtbaren Frontseiten und der Instandsetzung des Irreparablen. Falls es doch zu Abbrüchen kam, wurde noch gut erhaltenes Bauholz aufgehoben und wieder verwendet, da jedes Stück Eichenholz teuer "importiert" werden musste, weil Limburg keinen eigenen Stadtwald besaß.

Auf dem Areal der Gesamtanlage finden sich sechs Fachwerkhäuser, die nachweislich kurz nach dem großen Stadtbrand von 1289 entstanden sind (Römer 1 (Nordteil) und 2-4-6, Rütsche 11 und 15, Kleine Rütsche 4, Bergstraße 7) sowie eine große Zahl von Gebäuden mit erhaltenen Gefügepartien des 14. Jahrhunderts und 15. Jahrhunderts. Es ist abzusehen, dass bei zukünftigen Untersuchungen weitere Fachwerkbauten aus dieser Zeit gefunden werden können. Darüber hinaus darf davon ausgegangen werden, dass die überwiegende Mehrzahl der Kellergewölbe älteren Bebauungsphasen - allerdings meist erst nach dem Stadtbrand von 1289 - entstammen und bei Neuerrichtung oder Renovierung der Häuser übernommen wurden; so ragen bei einigen Bauten Keller unter den Straßenraum (Rütsche 11 und 15, Brückengasse 12, Römer 4, In der Erbach 4) und verweisen so auf ältere Bebauungsstrukturen. Neben den gemauerten Gewölben, die zumeist von der Straße oder dem rückwärtigen Hofraum sowie oft zusätzlich durch eine Falltür vom Inneren des Hauses aus zu betreten waren, findet sich auch aufgehendes Bruchsteinmauerwerk, das von weitaus älteren Vorgängerbauten übernommen wurde (u.a. Rütsche 3 und 5, Brückengasse 2, Fahrgasse 5, Salzgasse 15 und 18, Plötze 22-23, Salzgasse 18, Fischmarkt 6 und 7, Kolpingstraße 1, Plötze 14 und 16).

Wie bereits angedeutet, wurden fast ausnahmslos die Hausfassaden zwischen dem späteren 15. Jahrhundert und dem Ende des 17. Jahrhunderts ausgetauscht; zu den wenigen Ausnahmen gehört die nördliche Traufseite des Hauses Römer 2-4-6, dessen "veraltete" Wandständerkonstruktion von 1289 jedoch durch die Bauzeile Brückengasse 13-17 weitgehend verdeckt war und ist. Auf ihr (annähernd) ursprüngliches mittelalterliches Erscheinungsbild rückgeführt wurden die Fassaden der Häuser Salzgasse 17-19, Kleine Domtreppe 7 (1419), Rütsche 3 und Bornweg 1 (um 1480) - jedoch handelt es sich bei allen Beispielen um mehr oder weniger vollständige Rekonstruktionen unter Verwendung nur weniger alter Bauteile. Einen noch weitgehend authentischen Eindruck der hohen Halle eines Massivbaues mit erhaltener Kaminhaube bietet das Innere des Hauses Fischmarkt 12.

Besonders aufwändige Fassaden des späten 15. bis 17. Jahrhunderts mit reichen Zierformen und farbig gefassten Ornamentschnitzereien finden sich am Fischmarkt, im Gebiet der nördlichen Plötze, der gesamten Salzgasse und in der Barfüßergasse - auch etliche Massivbauten bzw. deren wieder verwendeten Reste weisen darauf hin, dass hier schon im Mittelalter bevorzugt wohlhabendere Bevölkerungsschichten ansässig waren. Neben den Burgmannenhöfen auf dem Domberg lagen hier weitere Adelsanwesen (u.a. Fischmarkt 7, Sackgasse 18, Kornmarkt 9, Fahrgasse 5), deren Inhaber keine kommunalen Abgaben leisten mussten. Im Bereich Salzgasse und Kornmarkt waren zudem die bedeutendsten innerstädtischen Gasthäuser situiert ("Zur Krone", "Zu den drei Kronen", "Zum goldenen Adler", "Zum goldenen Hirsch").

Jenseits dieser rings um den Domberg führenden Straßenzüge mit den Anwesen des Adels und der reicheren Bürgerschaft, die die städtischen Magistratsposten besetzten und von Handel und angesehenen Gewerken lebten, lag der Bereich der sozial niederen Bevölkerungsschichten, der Scheunen und Stallungen sowie der Gewerbe, die aus hygienischen Gründen in abgelegenere Zonen verwiesen wurden. So ist die Ostseite der Rosengasse noch heute geprägt von schlichten Hinterhäusern mit Aborten zu den hier gelegenen Mistplätzen, während die westliche Straßenseite von Scheunen und Stallungen besetzt war, die - wie Quellen belegen - zu den Parzellen der (Straßen)-Plötze und des südlichen Fischmarktes gehörten (heute vollständig durch Neubauten ersetzt). Die Fleischgasse war, wie der Name bereits besagt, Wohnung und Markt der Mitglieder der Metzgerzunft, ein noch bis in das frühe 20. Jahrhundert vorhandener kleiner Bach sorgte hier für fließendes Wasser. Die Schatzungsbeiträge der Fleischer von 1549 zeigen jedoch, dass sie durchaus zu den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten gehörten. Gleichermaßen abseits der repräsentativen Plätze und Straßenzüge lag das Gerberviertel im Nordwestbereich der Gesamtanlage mit nahem Lahnzugang. Ein weiteres Gebiet lockerer Bebauungsstruktur mit eher bescheidenen Handwerker- und Tagelöhnerhäusern sowie ehemaligen Scheunen, die durch Stichgässchen und Abseiten erschlossen sind, findet sich auch im Bereich zwischen Sackgasse und Plötze ("Schießgraben") sowie von Kirchgasse, Bornweg und Rossmarkt. Diese etwas randständigen Bereiche unterlagen in der Moderne dem höchsten Veränderungsdruck und sind teilweise vollständig durch zeitgenössische Bauten und Strukturen ersetzt worden.

Von erheblicher Bedeutung für die Gestalt der mittelalterlichen wie der heutigen Stadt waren die Bauten der geistlichen Institutionen. Das Stift hatte durch zahlreiche Schenkungen der Bürgerschaft und des Adels bereits im Spätmittelalter ausgedehnten Grundbesitz in der Stadt, von denen zumeist die Stiftspräsenz oder die Stiftskammer regelmäßige Gültzahlungen erhielten. Zudem unterhielt das Stift eigene Häuser als Wohnstätten der Domkapitulare und Kanoniker sowie zahlreiche Vikarshäuser. Diese Gebäude lagen fast ausnahmslos am Domplatz bzw. am Hang rund um das Bergplateau (Bereich Römer, Große und Kleine Domtreppe, nördlicher Rossmarkt und Pfarrweg), unterschieden sich in ihrem baulichen Erscheinungsbild kaum von den Bürgerhäusern und besaßen wie diese Wirtschaftsbauten und Stallungen. Neben dem Stift etablierten sich im Lauf des Mittelalters weitere kirchliche Institutionen. Hier ist vor allem das Franziskanerkloster, eine der frühesten Niederlassungen dieses Bettelordens in Deutschland, zu nennen. Es nahm bereits im frühen 14. Jahrhundert mit seinem Kirchenbau und den anliegenden Konventsbauten eine städtebaulich dominierende Stellung im Südosten der Stadt ein, die im Lauf des 18. Jahrhunderts durch den weiteren Ausbau zur jetzigen Größe sowie den Erwerb des gesamten bis zur Stadtmauer reichenden Wohnbezirks südlich des Rossmarktes noch wuchs.

Gleichermaßen im 14. Jahrhundert entstanden nahe der Einmündungen der alten hölzernen und neuen steinernen Brücke die beiden Stadthöfe der Klöster Eberbach (ab 1310) und Arnstein (ab 1370). Besonders der erstere prägt bis heute den nördlichen Bereich der Gesamtanlage mit seinem mittelalterlichen Kapellenbau und stattlichem spätbarocken Kellereigebäude.

Die Juden im mittelalterlichen Limburg lebten innerhalb der christlichen Gemeinde - ein durch Mauern abgegrenztes Judenghetto, wie man sie im Spätmittelalter in anderen Städten (etwa Frankfurt, Regensburg und Prag) einrichtete, gab es hier nicht. Vor allem nach der, jedoch nur kurzfristigen, Vertreibung der Juden aus dem kurtrierer Herrschaftsbereich im Jahre 1420 blieb die Zahl der in Limburg ansässigen jüdischen Familien viel zu gering. Jedoch entstand aus kultischen Gründen ein bevorzugtes Wohnviertel um die Synagoge mit der Judengasse. Durch Quellen der Mitte und des späten 15. Jahrhunderts ist mehrfach diese heute nicht mehr vorhandene "Judengasse" belegt, die auf halber Höhe zwischen der Nonnenmauer und der Salzgasse entlang einer hier verlaufenden Mauer zu dem auf den rückwärtigen Parzellenbereich des Hauses Salzgasse 6 liegenden, steinernen Tanzhaus der jüdischen Gemeinde (massives Untergeschoss des Hauses Nonnenmauer 5 (?)) sowie der danebenliegenden Synagoge führte. Ein kaltes Bad der Juden (Mikwe) ist in einer Quelle von 1334 bezeugt und befand sich etwa auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes in der Erbach. Auch die beiden archäologisch nachgewiesenen, im 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert entstandenen Schächte im Hofbereich und im Keller von Römer 2-4-6 werden als Mikwen gedeutet. Außer in der Judengasse sind auch andere von Juden bewohnte Häuser in der Stadt belegt, so auch nach dem Wiedererstehen einer jüdischen Gemeinde seit dem 17. Jahrhundert. Ein Betsaal befand sich seit 1660 in dem Haus Fischmarkt 7; er wurde 1767 in die Löhrgasse 5 verlegt. 1865 richtete die Jüdische Gemeinde ihre Synagoge in der ehemaligen Kapelle in der Erbach ein, die 1903 durch den Synagogenneubau an der Schiede ersetzt wurde.

Lahnseitiger Stadteingang mit Schuhmarkt, Erbacher Hof und Römer

Im späten 12. und 13. Jahrhundert führte die ehemalige Tränkgasse (heute: In der Erbach) direkt zur Holzbrücke über die Lahn, die am jenseitigen Ufer ein gleichnamiges Pendant in der Brückenvorstadt besaß. Im frühen 14. Jahrhundert gründete das Kloster Eberbach hier einen Klosterhof und errichtete 1322 die noch heute bestehende kleine Kapelle, eine Badestube ist 1358 (hinter dem Haus Brückengasse 1) bezeugt und für die jüdische Bevölkerung befand sich hier eine Mikwe mit anliegendem Garten (1334 auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes in den Quellen belegt). Mit der neuen Steinbrücke, die gegen 1345 fertig gestellt war, verlagerte sich das nördliche Entrée Limburgs rund fünfzig Meter nach Westen - wobei der ältere Übergang noch bis nach 1373 bestand. In der vermutlich erst während des Brückenneubauprojektes entstandenen Brückengasse ist 1358 ein "steinernes" Haus bezeugt, dessen Reste sich noch im klassizistischen Bau Brückengasse 2 verbergen. Auch dessen Nachbaranwesen Nr. 4 wird sehr früh genannt und befand sich im Besitz des reichen Stifters Werner Senger. Auch die Bebauung der Eckparzelle (Brückengasse 12) und der meisten der gegenüberliegenden, die Nordzeile der platzartigen Ausweitung der Brückengasse bildenden Häuser ist bereits im 14. Jahrhundert bezeugt. Die gesamte Brückengasse diente im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Schuh- und Klatter(=Kleinwaren)markt, demzufolge waren hier sehr viele Schuster, aber auch andere Handwerker ansässig.

Heute ist der gesamte Bereich Brückengasse und "In der Erbach" geprägt von Fassadenerneuerungen beziehungsweise von einigen vollständig neu errichteten Bauten des späten 15. bis 17. Jahrhunderts. Eng gereihte Giebelfronten wechseln mit breit gelagerten traufständigen Bauten. Die zahlreichen Zufahrtsstraßen, kleinen Stichwege und Abseiten vermitteln den Eindruck spätmittelalterlicher Enge städtischen Zusammenlebens mit malerischen Winkeln und interessanten Durchblicken. Von besonderer städtebaulicher Wirkung sind die Fassaden von Brückengasse 9, 11 und 13, da sie die Eckbereiche der platzartigen Ausweitung der Brückengasse akzentuieren.

Das benachbarte Areal "In der Erbach" ist noch heute geprägt durch eine weite Platzanlage, auf der ursprünglich der Garten des Klosterhofes bzw. nach Norden das kalte Bad der Juden und dessen Garten lagen. Dieser diente ab 1806 als Schiffsanlegeplatz. Nach Westen und Süden lagen vereinzelte Bürgerhäuser bzw. Scheunen und Stallungen, die zu Anwesen des Schuhmarktes gehörten, während die Ostseite von den Bauten des Klosterhofes sowie mehreren Gärten eingenommen wurde. Heute dominiert das Haus In der Erbach durch seine erhöhte Lage und seine schlichte, aber eindrucksvolle Fachwerkfassade den Platz.

Bis auf den, allerdings sehr bedauerlichen Abriss der Häuserinsel Rütsche 2-4 und des Hauses Römer 8 ist dieser Bereich der Gesamtanlage relativ wenig gestört. Die beiden, heute etwas versteckt liegenden Fachwerkhäuser Römer 1 und 2-4-6 sind überregional wichtige Beispiele erhaltener Fachwerkgefüge des 13. Jahrhunderts und wurden entsprechend ihrer Bedeutung aufwändig saniert.

Das heute aufgemauerte Grabungsgelände hinter dem Hause Römer 2-4-6, eine der wenigen Freiflächen in dem eng bebauten Altstadtbereich, gibt einen Eindruck von der kleinteiligen Bebauungsstruktur in diesem Bereich der Stadt vor dem Brand von 1289.

 Das Löherviertel

Die Gerber siedelten in dem nordwestlichen Bereich der Gesamtanlage in unmittelbarer Nähe zur Lahn - zusätzlich brachte noch ein kleiner Bach das für ihr Gewerbe notwendige fließende Wasser. Es entstand ein ständig von Überschwemmungen bedrohter Bezirk dichter Bebauung meist kleiner Wohn- und Werkhäuser, Scheunen und Stallungen, die zumeist dem "Grünen Haus" der Adelsfamilie der Kronberger abgabepflichtig waren. Während die Löhergasse zum Lahntor ("Löhrpforte") führte, erschlossen zwei kleine Stichgassen und ein "gemeiner Weg" entlang des Baches das weitere Areal. Nach Westen schlossen sich bis zur Stadtmauer mehrere Gartengrundstücke an und im Süden lag der sehr große Walderdorffer Garten. Der kleine Kernbereich des Viertels ist noch heute erhalten, die Randzonen wurden jedoch im 19. und 20. Jahrhundert durch die Anlage der Konrad-Kurzbold-Straße sowie die vollständigen Neubebauung der nordöstlichen Löhrgasse umfassend verändert. Von erhaltenen Einzelbauten ist von besonderer umgebungsprägender Wirkung an der Kreuzung Löhrgasse - Rosengasse - Bornweg das gegen 1500 entstandene Haus Bornweg 1. Während dieses aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes zu großen Teilen rekonstruiert werden musste, bewahrte das schräg gegenüber liegende traufständige Haus Löhrgasse 4 sein klares Gefüge des 17. Jahrhunderts.

Fahrgasse-Rütsche

Durch die bereits erwähnte inselartige Bebauung des einstigen großen Marktplatzes verblieben als Verkehrsflächen im 14. Jahrhundert die an manchen Stellen nur wenige Meter breite Fahrgasse sowie die Rütsche. An oder auf dem heute noch offenen Verbindungsstück beider Straßen lag die 1307 erstmals erwähnte "Brotschirn", eine Verkaufsbude für Bäckereiwaren, die noch 1579 zur Lokalisierung des Hauses Rütsche 13 genannt wird. Hier befand sich auch ein Brunnen, der 1666 von dem Freiherr von Walderdorff der Stadt vermutlich als Ersatz für den durch den Neubau des Walderdorffer Hofes inkorporierten alten "Blynczenborn" gestiftet und von dem italienischen Maurermeister Martin Margola errichtet worden war. Heute steht dort die Skulptur "Die Tanzenden" von Karlheinz Oswald. Eine zweite, jedoch kleinere mittelalterliche Häuserinsel aus drei historischen Anwesen gegenüber dem Walderdorffer Hof trennte einst die Rütsche von der Fahrgasse. Die Gebäude wurden in den siebziger Jahren ohne Bauuntersuchung abgebrochen und an ihrer Stelle ein Mehrfamilien-Mietswohnhaus errichtet (Rütsche 2-4).

Die Mehrzahl der Häuser der Straßenzeile Rütsche 5-15 lassen sich sowohl durch Quellen als auch anhand noch erhaltener Keller oder Gefügepartien bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen, die anderen zumindest bis in das frühe 14. Jahrhundert Das Haus Rütsche 3 vermittelt in seinem Äußeren einen guten Eindruck eines Baues des frühen 15. Jahrhunderts, jedoch handelt es sich bei ihm um eine fast vollständige Rekonstruktionen unter Verwendung weniger alter Gefügepartien. Das Eckhaus zum Römer (Rütsche 5) war bereits um 1250 als repräsentativer patrizischer Bau mit massiven Umfassungsmauern und Fachwerkfassade entstanden (siehe auch Rütsche 3, Fischmarkt 21, Salzgasse 18) - es ist der älteste in den Quellen fassbare Gebäude Limburgs. Das 1292 über rechteckigem Grundriss errichtete südliche Eckhaus der Zeile (Rütsche 15) wurde 1538 zur Verbreiterung des engen Durchganges zum Fischmarkt abgerundet. Direkt daneben befand sich in der kleinen Ecke zum Nachbargebäude Nr. 13 der "Trulles" genannte städtische Pranger, wohl eine Art Gitterkäfig, in dem die Bezichtigten geringfügiger Delikte der öffentlichen Schande ausgesetzt wurden.

Der Eckbereich Löhrgasse-Fahrgasse wird vollständig von dem zwischen 1665-68 errichteten Walderdorffer Hof eingenommen, dessen vier Vorgängerbauten im 14. bzw. frühen 16. Jahrhundert bezeugt sind - das südöstliche Anwesen wurde "Zur Blume" genannt, wahrscheinlich nach dem Erstbesitzer Henne Blume (um 1350). Der Kernbau der Hofanlage, ein Wohnturm des 13. Jahrhunderts, wurde in den Neubau integriert und prägt - mit markantem barocken Helm versehen - die Altstadt. Bedingt durch seine der italienischen Renaissance entstammenden Bauform der Vierflügelanlage schließt sich der Adelshof architektonisch stark von seiner Umgebung ab. Im Äußeren fast abweisend, dienen als einziger Schmuck und durch Wappen und Inschriften auf die Bauherren verweisende Bauteile die strenge Portalrahmung und die beiden Fachwerk, die erst einige Jahre nach Fertigstellung dem Massivbau angefügt wurden.

Die südlich angrenzenden Parzellen waren gleichermaßen früh bebaut - Kleine Rütsche 4 stammt im Kern von 1290, der Vorgängerbau des Hauses Fahrgasse 6 wird 1422 erstmals genannt, Kleine Rütsche 1-2 zeigt noch seine in Ständerbauweise gezimmerte Traufwand wohl der Mitte des 15. Jahrhunderts zur Rosengasse. Alle diese Bauten wurden im späten 16. oder 17. Jahrhundert - zum Teil sehr repräsentativ - überformt.

Fischmarkt, "Heumarkt' und Salzgasse

Die kleine, zur Domstraße ansteigende Platzanlage des Fischmarktes wird von fast ausschließlich giebelständigen Bauten umgeben, deren Fassaden meist im Lauf des 17. Jahrhunderts entstanden, jedoch im Kern weitaus älter sind; so entstammen die hohen Keller unter Fischmarkt 10 (im 20. Jahrhundert unterteilt), 11, 15, 21 und Salzgasse 17-19 mit großer Wahrscheinlichkeit noch der Zeit vor dem Stadtbrand von 1289. Zudem finden sich hier die meisten Massiv- bzw. Teilmassivbauten bzw. deren wiederverwandten Reste (Hausnr. 1-2, 3-4, 5, 12, 21; Salzgasse 5-7, 15) sowie zwei turmartige Gaden des 13. Jahrhunderts (Grundstück Fischmarkt 18-19 und Salzgasse 16).

Der Bereich des südlichen Fischmarkts, der westlichen Salzgasse und der nördlichen Plötze wurde etwa seit dem frühen 14. Jahrhundert, letztmalig 1629 "Heumarkt" genannt. Der Begriff wurde später durch den Namen "Salzmarkt" und "Salzgasse" verdrängt. An der Ecke des Hauses Salzgasse Nr. 21 befand sich ein öffentlicher Brunnen, der erstmalig 1331 erwähnt wird und noch im 19. Jahrhundert im Gebrauch war. Das erste sicher lokalisierbare Rathaus findet sich nach dem Ankauf eines großen, teilmassiven Bürgerhauses durch die Stadt seit 1399 im Haus Fischmarkt 21. Ganz in der Nähe war im Eckhaus Salzgasse 21 ab 1655 die städtische Waage untergebracht. Besonders auffällig ist in diesem Bereich, dass die in fast allen Fällen bis in das 14. Jahrhundert zurückreichenden Anwesen fast durchgängig im späten 16. Jahrhundert erneuert wurden, wobei sie zum Teil äußerst aufwändige (Salzgasse 21 und 20, Rütsche 16 und 22-23, Fischmarkt 8) Fassaden erhielten. Die hier ansässigen "ratsverwandten" Familien und reichen Kaufleute waren die Vorreiter der Erneuerung, die erst im folgenden Jahrhundert durch den Beginn des Dreißigjährigen Krieges jäh unterbrochen wurde.

In der Salzgasse finden sich mit dem leider stark geschädigten Bau Nr. 10-12 sowie mit dem sanierten und auf das alte Erscheinungsbild rückgeführte Haus Nr. 17-19 noch in größeren Teilen erhaltene Gebäude des 14. Jahrhunderts. Um 1500 entstanden dagegen die Bauten am Anfang der Salzgasse (Kornmarkt 3 und Salzgasse 1) - es ist möglich, dass deren Grundstücke vor ihrer Erbauung noch zum Platzbereich gehörten, da keine Vorgängerbauten bezeugt sind. Die Grundstücke der jetzigen Häuser Salzgasse 11 und 9 wurden erst im frühen 17. bzw. 18. Jahrhundert bebaut, denn vorher verlief hier eine Quergasse, die sich zur Salzgasse platzartig aufweitete.

Im nordöstlichen Bereich der Salzgasse lagen von der Straße zurückgesetzt die erste Synagoge Limburgs sowie das steinerne Tanzhaus der Juden, wie Quellen bezeugen. Mauerwerksreste des als Fest- und Versammlungsort dienenden Tanzhauses haben sich vielleicht noch im massiven Untergeschoss des Hauses Nonnenmauer 5 erhalten, welches heute über einen schmalen Durchgang von der Salzgasse erreichbar ist. Beide Gebäude waren während des Mittelalters durch die Judengasse, die ausgehend von der Kolpingstraße Richtung Westen führte, zugänglich.

Der Kornmarkt

Während des Mittelalters wurde die östliche Hälfte der Salzgasse (ab Nr. 10/12) und der Nordbereich der späteren Platzanlage "Kornmarkt" genannt. Die heutige Ausdehnung - die ihn zum größten Platz der Limburger Altstadt macht - sowie die regelmäßige Gestalt erklärt sich offenbar aus einer späteren, frühneuzeitlichen Erweiterung nach Süden. Die Häuser der nördlichen Platzwand werden schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den Quellen genannt. So tauchen die Hausnamen "Zum schönen Eck" (Kornmarkt 8/Kolpingstraße 1), "Zum goldenen Löwen" (Kornmarkt 6) sowie das "gemalte Haus" (Kornmarkt 9) mehrfach als Lokalisierungshilfen in Gültzahlungen dieser Zeit auf. Von dieser früheren Bebauung zeugen vor allem noch etliche Keller - so finden sich eindrucksvolle hohe Gewölbe unter den Häusern Kornmarkt Nr. 6, 7 und 8. Neben diesen Gebäuden im Nordbereich der Anlage lässt auch die altertümliche Fassadenkubatur des verputzten Hauses Kornmarkt 10/11 an der westlichen Platzgrenze vermuten, dass es zum älteren Bestand gehört, obgleich das Anwesen erst ab 1442 in den Quellen genannt wird. Auch das für die Platzwirkung bedeutende Haus Kornmarkt 3 besitzt einen spätgotischen Kernbau, der trotz der Erweiterung des 17. Jahrhunderts deutlich ablesbar blieb.

Spätestens ab dem frühen 17. Jahrhundert war der Platz verengt durch das städtische Wach- und Spritzenhaus, welches sich an die Traufseite des großen Anwesens Kornmarkt Nr. 9 anlehnte und in dem um 1750 auch die Stadtwaage untergebracht wurde, womit der offenkundig gewachsenen wirtschaftlichen Bedeutung des Kornmarktes Rechnung getragen wurde. Nach mehreren Umbauten und Nutzungsänderungen wurde es in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen.

Ab dem früheren 19. Jahrhundert wurde der Kornmarkt zum Ausgangspunkt der axialen Stadterweiterung Richtung Süden - die Eckparzellen wurden in der Folge neu bebaut (Bahnhofstr. 12) bzw. das bestehende historische Haus (Bahnhofstr. 21) instandgesetzt und überformt.

Heute wird die Platzanlage dominiert durch die spätbarock-frühklassizistischen Fassaden der beiden Häuser der Westseite und den gegenüberliegenden Ersatzbauten des 19. und 20. Jahrhunderts, und nur die nördliche Platzwand vermittelt mit ihren Giebelfronten der früheren Neuzeit eine ältere Bebauungsphase, wobei sich die historistischen Bauten Kornmarkt 6 und Barfüßergasse 1 sehr geschickt in den älteren Bestand einfügen.

Südliche Plötze und Fleischgasse

Der Zugang zur Plötze erfolgte einst durch das Spitzbogenportal des inneren Diezer Tores, welches sich zwischen den Häusern Grabenstraße 37 und 39 erhob und erst 1871 abgerissen wurde. Unmittelbar folgend hat sich das historische Anwesen (Plötze 1/3) des kurtrierer Kellers Marcus Schwan (um 1545-1618) erhalten. Danach weitet sich der Straßenraum zu einem unregelmäßigen Platz, dessen Größe und Erscheinungsbild jedoch zurückzuführen ist auf den um 1940 erfolgten Abriss zweier bombenzerstörter Anwesen des 14. Jahrhunderts, die einst seinen östlichen Bereich einnahmen. Die älteren historischen Anwesen beschränken sich auf die Eckbauten Plötze 14, Plötze 11 und die beiden Bauten der Einmündung der Fleischgasse. Die Südseite wird von zwei spätbiedermeierlichen Traufseitbauten eingenommen, die nach einem Brand an Stelle der Vorgängerhäuser errichtet worden waren. Das einstige, für die Platzwirkung bedeutende mittelalterliche Anwesen "Zum roten Hirsch" (Plötze 13/15) wurde leider 1958 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Die Fleischgasse, in der noch im 19. Jahrhundert ein kleiner Bach floss, ist geprägt durch zumeist schlichtere Anwesen - oft traufständige Bauten mit breiten Zwerchhäusern - des 17. Jahrhunderts. Das Haus Nr. 14 ist durch verschiedene Quellen eindeutig als ehemalige Fleischschirn zu identifizieren, die später zu einem zwar kleinen, aber reich dekorierten Wohnhaus vergrößert wurde. Eine weitere Schirn gab es am Mündungsbereich der Plötze auf einem kleinen, dreieckigen Grundstück. Das späte 19. Jahrhundert und das 20. Jahrhundert ersetzte das Haus Nr. 9 durch ein großes Backsteingebäude bzw. die drei Häuser Nr. 4-8 durch einen wenig angepassten Neubau mit überdimensionierten Schaufensteranlagen.

Barfüßerstraße und Bergstraße

Mit der Ausnahme der Häuser Barfüßerstraße Nr. 6 und 16-20 lassen sich sämtliche Anwesen der Barfüßerstraße sowie der westlichen Bergstraße durch schriftliche Nachrichten bzw. dendrochronologische Untersuchungen bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Auch hier zeugen vor allem die Keller und im Äußeren nicht sichtbare Fachwerkpartien noch von dieser früheren Bebauungsschicht. Der Eckbau Bergstraße 1 ist zwar erst ab 1402 in den Quellen fassbar, aber auch hier lässt der Gewölbekeller, in dem ein Schatz der Zeit um 1340 gefunden wurde, eine frühe Bauphase erschließen. Das Anwesen Bergstraße 7 birgt als Wandständerbau von 1291 die älteste heute bekannte Bausubstanz in diesem Bereich.

Die heutigen Gebäude zeigen vor allem auf der Südseite der Barfüßerstraße sehr aufwändige Fassaden des 17. Jahrhunderts, die mit reichen Schnitzereien geschmückt sind. Oft lässt dessen Aufriss noch die ursprünglichen Hallenräume erkennen, die in den meisten Fällen durch Einzug eines Zwischengeschosses geteilt wurden. Die Frontseiten der Häuser der Nordzeile sind dagegen fast durchgehend verputzt und verschiefert und stärker durch Umbaumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts verändert.

Südöstlicher Bereich der Gesamtanlage mit Bischofsplatz und Franziskanerkloster

Als sich die Franziskaner 1232 in Limburg niederließen, siedelten sie in einem Bereich der Stadt, der damals wohl eher spärlich bebaut war. Wahrscheinlich erst mit dem Bau der großen Franziskanerkirche ab 1322 entstand auch der Bischofsplatz, der bis in das 19. Jahrhundert hinein weitaus schmaler war, da vor der Westfassade der Franziskanerkirche noch ein ummauerter Friedhof sowie südlich davon ab 1636 der erste Gymnasiumsbau lagen. Die dem Kloster gegenüberliegende Platzwand ist besetzt mit Fachwerkbauten mit Fassaden des späten 15. Jahrhunderts bis 17. Jahrhunderts, die darunter liegenden tonnengewölbten Keller verweisen jedoch auf eine ältere Bebauungsschicht, die jedoch erst noch durch Bauuntersuchungen geklärt werden müsste. Durch Quellenbelege lässt sich einzig das Anwesen Bischofsplatz Nr. 9 bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die Grundstücke der Häuser Bischofsplatz 1-5 gehörten der Familie von Kronberg, sind jedoch erst durch Erbangelegenheiten des 17. Jahrhunderts nachrichtlich belegt. Ein sehr altes Anwesen, welches u. a. der Limburger Chronist Tilemann von Ehlen innehatte, ist das Eckhaus Frankfurter Straße 1; später besaß es über mehrere Jahrhunderte eine Backgerechtigkeit. Gleichermaßen bis in das frühe 14. Jahrhundert sind mehrere Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft der Hammerpforte belegt, die in einem großen Anwesen des 17. Jahrhunderts aufgingen, welches auf dem Erbwege in den Besitz der Familie Trombetta gelangte.

Der Bischofsplatz zeichnet sich auch heute noch durch eine sehr große Geschlossenheit der dreiseitig mit giebelständigen Bürgerhäusern besetzten Randbebauung aus - unter ihr zeichnen sich die drei südlichen Anwesen durch den besonderem Schmuckreichtum ihrer farbig gefassten Fassaden aus. Auf der Ostseite kontrastiert hierzu die schlicht gereihten Fensterachsen des Barockklosters, während die helle, etwas in den Platzraum vortretende Font der schlichten Franziskanerkirche vor allem durch ihre Höhe ihre Umgebung dominiert.

Auf der Rückseite der Klostergebäude schließt sich heute der von den Resten der Stadtmauer von 1220/30 umfriedete Bischofsgarten an. Während in der westlichen Partie des heutigen Gartens mehrere Straßen, u.a. mit dem sog. Regelhaus der Beginen, lagen, befand sich im Osten dieses Geländes die St. Laurentiuskirche, die wahrscheinlich bereits in karolingischer Zeit bestand und die älteste Pfarrkirche der Stadt Limburg war, bevor der Nikolausaltar der Stiftskirche diese Funktion übernahm. In unmittelbarer, jedoch gleichermaßen wie die Kirche nicht mehr genau zu lokalisierender Nähe, lag das sogenannte Haus Kastell, welches als befestigter, von einem Graben umgebener Massivbau der Kirche und der Lahnfurt, die in der Nähe mündete, Schutz bot. Die zu dem Haus gehörenden Wirtschaftsgebäude, Gärten und Wiesen nebst einem Weiher erstreckten sich bis an den Hammerberg, so dass dieser Bereich "im Kastell" genannt wurde. Später - nun durchschnitten von der Stadtmauer des 13. Jahrhunderts - gelangte der Besitz an die Stadt Limburg (1487), dann im Tausch mit dem Wilhelmitenkloster an Kurtrier (1573), das es 1636 dem Franziskanerkloster gegen dessen Verpflichtung eine Schule einzurichten, überließ. Seitdem verliert sich die Spur dieses großen Anwesens, wie auch die Laurentiuskirche 1610 einstürzte und das noch nutzbare Material für andere Bauten verwandt wurde.

Mit dem Aufschwung der Limburger Franziskanerniederlassung erfolgte in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Barockisierung der vorhandenen mittelalterlichen Klosterbauten, ihre Erweiterung durch stattliche Gebäudeflügel sowie eine große Ausdehnung des Grundstückes nach Osten. Der Bereich zwischen Kloster und der St. Laurentiuskirche, in dem - wie oben bereits erwähnt - mehrere Gassen und Häuser lagen, wurde mit Klostergebäuden besetzt bzw. diente als Gartenanlage. So entstanden hier entlang der Südseite des Rossmarktes eine Tuchfabrik, der neue Gymnasialbau (die "Aula", um 1750, 1956 abgerissen) und ab 1850 auf Anregung des Piusvereins das Vinzenzkrankenhaus, welches in der Folge mehrfach erweitert wurde. Alle diese Gebäude wurden im 20. Jahrhundert abgerissen, auf dem Gelände des Erweiterungsbaues des Krankenhauses von 1907/08 entstand das "Haus der Dienste" des Bischöflichen Ordinariats.

Infolge der mittelalterlichen Bebauungsgeschichte des Bischofsgartens ist vor allem die heute parkartig gestaltete Freifläche sowie die Südseite des Rossmarktes als potenzielle archäologische Fundstätte einzuschätzen und zu schützen.

Rossmarkt

Der Rossmarkt ist eine langgestreckte, leicht unregelmäßige Platzanlage, die ursprünglich eine etwas größere Flächenausdehnung besaß, da die aus drei Fachwerkbauten bestehende Nordzeile (Rossmarkt 9-13) mit hoher Wahrscheinlichkeit erst ab circa 1670 errichtet wurde. Der Name weist darauf hin, dass der Platz als Viehmarkt genutzt wurde, dessen Händler durch ein städtisches Rossgericht bis in das späte 18. Jahrhundert streng überwacht wurden. Vom Rossmarkt aus führte ein Weg zur Greifenpforte, dem östlichsten Stadttor, das Richtung Eschhofen führte und das gleich den meisten anderen Toren kurz nach 1818 abgerissen wurde. Das Areal nördlich des Platzes ist durch Treppenwege und kleine Gässchen erschlossen. Das wohl bedeutendste historische Gebäude in diesem Bereich ist das Anwesen Rossmarkt 15, welches 1479 (d) über der erhaltenen zweigeschossigen Kelleranlage des Vorgängerbaues errichtet wurde. Es befindet sich am Anstieg eines schmalen Gehweges zum Domfelsen und wendet sich mit seiner zwerchhausüberhöhten Trauffassade als Blickziel nach Osten. Im Kern vermutlich ebenfalls noch dem 15. Jahrhundert entstammt das etwas versteckt gelegene Haus Römer 7 mit seinem steilen Giebeldach. Leider wurden einige weitere Bauten, wie etwa die Häuser Rossmarkt 5 und 17, die sehr alter Stiftsbesitz waren, stark durch Umbaumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts verändert.

Die südliche Platzfront, die einst von Gebäuden des Franziskanerklosters des 18. und 19. Jahrhunderts und dem Vinzenzkrankenhaus besetzt war, ist heute durch eine moderne Bebauung und Parkplätze geprägt. Ebenfalls bedauerlich ist der Abriss der Gebäude im Bereich zwischen der Obermühle und der ehemaligen Greifenpforte, unter der sich die große Kurfürstliche Zehntscheune befand, deren Ostwand von der Stadtmauer mit Wehrgang gebildet wurde.

Archäologisch ist dieser Bereich vor allem dadurch von Bedeutung, als sich hier in der Nähe der Lahnfurt die älteste vorstädtische Siedlung befunden hat, von der nicht unerhebliche Reste im Boden vermutet werden müssen.

Frankfurter Straße bzw. Hammervorstadt

Als einzige der drei älteren Vorstädte neben der Brücken- und der Diezer Vorstadt blieb die beidseitige Bebauung der Frankfurter Straße zwischen Grabenstraße und Schiede - allerdings mit vielfachen Ergänzungen und Auswechslungen des 19. und 20. Jahrhunderts - erhalten. Die zur Vorstadt führende Hammerpforte befand sich etwa auf Höhe des Hauses Frankfurter Straße 7. Der Bereich vor dem Tor wurde Hammer- oder Frankfurter Vorstadt genannt, das östlich angrenzende Gelände als "Am Cassel" identifiziert. Bereits im 14. Jahrhundert sind hier Rasthäuser sowie einige Schmiedewerkstätten bezeugt, die ihre Dienste Reisenden und Händlern anboten - in der Neuzeit erfüllte diese Funktion das Gasthaus "Zum lachenden Mann" (Frankfurter Straße 4a/6) Das gesamte Areal südöstlich der heutigen Einmündung des Eschhofener Weges war kurtrierer Besitz. Gegen 1690 wurde das Land parzelliert und gegen die recht hohe Grundgülte von einem Reichstaler an Privatleute vergeben, die die Grundstücke in der Folgezeit bebauten - wovon noch drei erhaltene Fachwerkhäuser (Nr. 20/22; 21 sowie 24) Zeugnis geben. Die anderen Bauten früherer Zeiten wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert durch in Größe wie Fassadengestaltung sehr heterogene Neubauten ersetzt. Ab dem frühen 19. Jahrhundert verlegte man die Poststation, die zuvor im Haus Brückengasse 1 gelegen war, in die Frankfurter Vorstadt. Das damals errichtete Haus wurde 1888/89 durch das jetzige neobarocke Postamt ersetzt (Frankfurter Str. 9). Beim Bau der Eisenbahn 1861/62 wurde die Streckentrasse mitten durch die ehemalige Vorstadt geführt; endgültig abgeschnitten von dem weiteren Verlauf der Straße und zur Sackgasse degradiert wird dieser Bereich durch den in den siebziger Jahren errichteten Schiedetunnel.

Grabenstraße und Konrad-Kurzbold-Straße

Die Stadt war um 1220/30 von einer Ringmauer mit mehreren Türmen und Toren umgeben worden, vor der ein Graben lag. Auf städtischen Antrag genehmigte die Herzogliche Regierung am 2. Januar 1818 die Niederlegung dieser Stadtbefestigung. Noch im gleichen Jahr wurden die meisten Türme und Tore auf Abbruch versteigert und niedergelegt, erhalten blieben nach dem Abbruch des letzten bestehen gebliebenen inneren Diezer Turms im Jahre 1871 nur der äußere Brückentorturm, der Katzenturm und das "Huttig" genannte Türmchen mitsamt einer ca. zweihundert Meter langen Mauerpartie am Eschhöfer Weg. Parallel zum Abriss der Stadtmauer nahm die Idee einer Ringstraße über dem verfüllten Graben Gestalt an. 1843 wurde der erste Abschnitt fertig gestellt, zusammen mit der östlichen Hälfte der heutigen Konrad-Kurzbold-Straße, die den Verkehr von der Lahnbrücke auf die Ringstraße leiten sollte. Für diese neue Straße wurde das so genannte "Grüne Haus" der Adelsfamilie von Holzhausen, ein winkelförmiger Renaissancebau, welches sich unmittelbar dem Brückenkopf anschloss, abgerissen.

Die Grabenstraße ist - abgesehen von einer Zone mit Zweckbauten der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts (Nr. 16-20) - geprägt von einer Bebauung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die jedoch oft einschneidenden Veränderungen durch Ladeneinbauten, Aufstockungen und Entfernung ursprünglicher Gliederungs- und Dekorelemente unterworfen waren. Die älteren, noch aus der nassauischen Epoche stammenden Gebäude in spätbiedermeierlicher Tradition stehen mehrheitlich im östlichen Abschnitt der Straße - hier ist vor allem die Zeile kleinerer Traufhäuser Grabenstraße 60-66 zu nennen, während am damaligen Stadtrand zur Lahnseite vor allem Bauten der Gründerzeit bis zur Jahrhundertwende stehen. Die äußere Seite war dabei schneller bebaut worden, da die Besitzverhältnisse der Altstadtparzellen wesentlich komplizierter waren. Neben bescheidenen Häuschen entstanden bereits um 1830-50 stattliche Gebäude wie das Domhotel (Nr. 57), die Apotheke (Nr. 32) und das Haus des Tabakfabrikanten Kremer (Nr. 24/26). Zwischen den Jahren 1884 und 1888 wurde die gesamte Straßenfront zwischen der Hospitalstraße und der Bahnhofstraße durch den Gerbermeister Burckhardt mit einheitlichen, teilweise in ihren Aufriss korrespondierenden Klinkerfassaden errichtet (Nr. 40-48). Kurz nach 1900 entstanden einige stattliche Bauten mit reich dekorierten historistischen Fassaden wie die Bauten Grabenstraße 61 und 39 (ehem. Hotel "Zur Stadt Wiesbaden", 1927 Fassadenumgestaltung im sachlichen Stil).

In der südlichen Grabenstraße besaßen die Gebäude zumeist Läden und Gewerberäume im Untergeschoss bzw. kleinere Werkstätten oder Manufakturen im Hofraum. Im nördlichen Bereich der Grabenstraße sowie deren Übergang zur Konrad-Kurzbold-Straße siedelte sich neben der reinen Wohnbebauung drei mittelständische Unternehmen an: als früheste die Tabakfabrik Kremer (Grabenstraße 24), danach die Spinnerei und Tuchwarenfabrik Vigelius, die nach dem Konkurs 1875 von den Gebrüdern Goerlach zur Papierwarenfabrik umgebaut wurde (Grabenstraße 10), sowie der große Komplex der Kaffeerösterei des Kaufmanns Jacob Fachinger (Konrad Kurzbold-Straße 7 und 5). Während die Fabrikationsanlagen in späteren Zeiten abgerissen wurden, blieben die dazugehörenden Wohnbauten der jeweiligen Firmenleiter erhalten. Steht der Kremersche Bau in biedermeierlicher Tradition, sind die späteren Gebäude mit ihren Klinkerfassaden mit zurückhaltend historistischen Architekturformen eindeutig der neuen Zeit verpflichtet, ragen aber in Dimension wie Schmuckreichtum nicht über die anderen Häuser hinaus. Das 1983/84 umgebaute, großformatige Haus Konrad-Kurzbold-Straße 6 offenbart fast nur noch durch das flache Walmdach mit kleinen Standgauben, dass es bereits um 1840 als Hotel und Gastwirtschaft "Deutsches Haus" mit Gartenwirtschaft und Kegelbahn errichtet worden war.

Im kleinen Zwickelstück zwischen der Konrad-Kurzbold-Straße und der Lahn befand sich die ehemalige Obermühle, deren Hauptgebäude jedoch 1879 sowie mehrfach im 20. Jahrhundert erneuert wurden, so dass hier nur mehr der Katzenturm als markanter Rest der einstigen Stadtbefestigung bestehen blieb. Großformatige Klinkerfassaden prägen den südöstlichen Abschnitt der Konrad-Kurzbold-Straße, zusammen mit der gotisierenden Giebelfassade eines ehem. Remisen- und Stallgebäudes (um 1850, Brückengasse 2 - Hofgebäude), die in den Neubau eines Altenwohnheimes einbezogen wurde.

Die Brückenvorstadt

Jenseits der Lahn hatte sich rund um das von Johann I. gestiftete Heilig-Geist-Hospital mit Haus, Kirche und Friedhof (Gelände des heutigen Altenheims Westerwaldstraße 1) die Brückenvorstadt gebildet. Unter anderem wurde hier nördlich des Hospital durch Ankauf von vier Häusern zwischen 1342-1384 die ehemalige Hofanlage des Klosters Marienstatt errichtet (Westerwaldstr. 10-14; Aufgabe des Hofes noch vor 1550). Die Brückenvorstadt war - wie auch bei Dörfern üblich - durch einen eigenen Schutzwall mit Palisaden vor Angreifern und Eindringlingen geschützt. Die Bebauung bestand aus Hofstätten, die sich entlang der Straße Richtung Koblenz sowie nach Norden Richtung Köln entwickelt hatten. Als die Stadt während des Krieges gegen Napoleon 1795 zum zweiten Mal von Franzosen eingenommen wurde, steckten diese am 15. Oktober die Brückenvorstand in Brand und vernichteten somit die gesamte ältere Bausubstanz. So beschränkt sich der Bereich der Gesamtanlage nördlich der Lahn auf den nördlichen Brückenturm, das Gelände des ehemaligen Schlachthofes, welcher zum Teil von der EVL zur Stromerzeugung übernommen wurde sowie die Schleusenanlage.

Der Brückenturm war bereits im Mittelalter von verschiedenen Mühlen (u. a. Schneid-, Schleif-, Walk- und Ölmühle) umgeben. Die westlich des Turmes befindlichen Gebäude wurden nach zahlreichen Besitzerwechseln und Erneuerungen nach dem Konkurs der letzten Besitzerin Burckhardt erst von der Stadt übernommen (im westlichen Bau wurde 1926 die erste Jugendherberge der Stadt eingerichtet, bevor 1939 das Haus der Jugend an der Diezer Straße eingerichtet wurde) und schließlich 1963 abgetragen. Auch das Gelände östlich des Brückenturms war mit Manufakturen sowie einer (Öl-)Mühle besetzt, das sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Pachten befand. Nach dem Verkauf 1897 an die Stadt baute diese 1902 an deren Stelle ein städtisches Schlachthaus mit dazugehöriger Wasserkraft, das 1980 geschlossen wurde. 1992 wurde auf dessen Anlage das Städtische Wasserkraftwerk der EVL errichtet, wobei der alte Wasserturm sowie das ehemalige Verwaltungsgebäude - beides ansprechende Klinkerbauten der Jahrhundertwende - erhalten blieben. Diese bestimmen zusammen mit dem Brückenturm, der im unteren Teil noch dem 14. Jahrhundert entstammt, jedoch in den oberen Stockwerken von der Zeit der Renaissance geprägt ist, den nördlichen Stadtzugang. Demgegenüber tritt der stark überSchleusenkanal, der 1838 begonnen worden war, dessen Mauerwerk sowie technischen Einrichtungen jedoch im Lauf der Zeit mehrfach ausgewechselt wurden, stark zurück.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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