Ihr Internet-Explorer unterstützt den aktuellen JavaScript-Standard (ES6) nicht. Dieser ist für das Ausführen des Kartenmoduls verantwortlich.
Für Windows 10 empfehlen wir Ihnen den Browser Edge zu verwenden. Alternativ können Sie unabhängig von Ihrem Betriebssystem auf Google Chrome oder Mozilla Firefox umsteigen.
Der im Jahr 1209 vom hl. Franziskus in Italien begründete Bettelorden der Franziskaner breitete sich außerordentlich rasch in ganz Europa aus. Die Gründung der Limburger Niederlassung erfolgte als eine der ersten in Deutschland wahrscheinlich um 1232 durch Gerlach von Isenburg (um 1212-1289, seit 1258 Herr von Limburg). 1252 wurde die erste, wohl noch hölzerne Kirche geweiht. Der heutige Kirchenbau entstand Anfang des 14. Jahrhunderts, nachdem unter anderem Gerlachs Witwe († um 1317), ihr Sohn Johann I. (1289-1312) und der reiche Patrizier Rulman unter den Gaden (†1342) testamentarisch dem Kloster bedeutende Beträge zur Förderung des Baues vermacht hatten. Die Isenburger selbst, aber auch adelige und bürgerliche Familien nahmen ihre Grablege in der Kirche und stifteten Jahrgedächtnisse. 1469 übernahmen die Limburger Patres in Zusammenhang mit der spätmittelalterlichen Reformbewegung die strenge Observanz und übergaben 1485 ihren gesamten Besitz dem Trierer Erzbischof Johann von Baden. Während der Reformationszeit war das Kloster zwischen 1577 und 1582 geschlossen, wurde dann aber weitergeführt und nahm im 17. Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung. 1635 gehörte die Limburger Niederlassung zur neu gebildeten Thüringischen Provinz des Ordens und nahm hier eine Zentralfunktion ein. Es erfolgte der Ausbau des Klosters durch den sukzessiven Erwerb aller Gärten und Häuser der Umgebung auf der Südseite des Rossmarktes und entlang der Stadtmauer (u. a. die seit 1607 verfallene Laurentiuskirche mit dem Friedhof, das Regelhaus der Beginen und der Trierer Hof beim Huttig samt Garten), womit ein geschlossener Bezirk entstand. Angegliedert waren ein Noviziat und eine Lateinschule; eine Brauerei (1713) und eine Tuchfabrik mit Färberei (1713) sollten die ökonomische Grundlage des Klosters sichern helfen. Vor der Westfassade von Kirche und Kloster lag ein ummauerter Vorhof, in dem sich der Friedhof sowie seit circa 1670 bis zur Erbauung der sog. Aula (1744/45) das Gymnasium befand. Die Umfriedung wurde erst 1808 zur Schaffung des heutigen Bischofsplatzes abgerissen.
1794 wurde das kurtrierische Hofgericht, welches vor den Franzosen aus Koblenz geflohen war, in Teilen des Klosters eingerichtet; zwischen 1809 und 1822 diente es als Amtsrezeptur mit Beamtenwohnung des herzoglichen Amtmanns bis zum Umzug in die Erbach. 1813 erfolgte die endgültige Aufhebung des Konventes. Der Ost- und Südostflügel beherbergte zwischen 1816 und 1830 die herzoglich-nassauische Münzeprägeanstalt sowie die Wohnung des Münzmeisters. 1827 wurden die Gebäude des früheren Klosters dem neu geschaffenen Bistum Limburg übergeben, dem sie seither als Diözesanverwaltung und Wohnsitz des Bischofs dienen. Die ehem. Klosterkirche wurde zur Stadtkirche.
Die heutigen Klostergebäude bilden einen großen Komplex südlich der Kirche, dessen Herzstück der ehemalige mittelalterliche Kreuzgang südlich der Kirche bildet, und der bei einem durchgreifenden Umbau der Vorgängerbauten sowie der Neuanlage eines lang gestreckten Flügels nach Süden sowie eines winkelförmigen Anbaues nach Osten in den Jahren von 1737 bis 1743 in der heutigen Form entstand. Die einzelnen Flügel sind bis auf die jeweils zweistöckigen Nord- und Westpartien jeweils dreistöckig mit gleichmäßigen Fensterachsen und hohen Mansard- bzw. Satteldächern. Die Fassade zum Bischofsplatz zeigt sieben gleichmäßige Fensterachsen mit schlichten Werksteinrahmungen und durchfenstertem Mansarddach. Das korbbogige Portal ist auf dem diamantierten Schlussstein 1738 datiert. Die Modernisierung und Ausbau der Barockzeit erfolgte durchgängig in sehr schlichten Formen unter fast vollständigen Verzicht auf Schmuckformen und Repräsentationsräume.
Während die gotischen Kreuzganggewölbe durch barocke Tonnengewölbe ersetzt wurden, finden sich im Erdgeschoss der südwestlichen Ecke des Kreuzganggevierts zwei tief herabgezogene gotische Kreuzgratgewölbe – vermutlich war dieser Gebäudebereich einst Teil des ehemaligen mittelalterlichen Brauhauses des Klosters, das durch Quellen hier lokalisierbar ist. Wohl ebenfalls noch von der Vorgängerbebauung stammen insgesamt drei tonnengewölbte Kellerräume.
In den Räumlichkeiten blieben neben kleinen Resten der kräftig farbigen Innenraumfassung der Umbauphase verschiedene mittelalterliche sowie barocke Ausstattungsstücke (Truhen, Schränke, Gemälde und Skulpturen) sowie die dreiläufige, marmorierte Haupttreppe mit Schrägbalustern des 18. Jahrhunderts erhalten.
1930/31 wurden einige Umbaumaßnahmen vorgenommen (Architekt Martin Weber, Frank), in dessen Rahmen auch der Hofeingang mit einem Hochrelief des reitendem Georg geschmückt wurde, welches 1932 von Arnold Hensler entworfen worden war (Ausführung Bildhauer H. Hamm, Trier-Euren). Erweiterungsbau von 1969 westlich des Südflügels (Architekt Gerd Rick, Hadamar). (g,k,s)
Ehem. Franziskanerklosterkirche St. Sebastian, heute Stadtkirche
St. Sebastian zeigt heute noch fast unverändert die Kennzeichen der typischen Bettelordensarchitektur mit äußerst schlichten Formen unter Verzicht auf aufwändige Turmanlagen. Ablesbar ist bereits im Äußeren die gesamte innere Struktur: das sechsjochige Langhaus besitzt einen basilikalen Querschnitt mit höherem Langhaus und niedrigen Seitenschiffen – da die Schiffe flach gedeckt waren, konnte auf Strebepfeiler verzichtet werden. Der Chor in Mittelschiffbreite umfasst drei schmale Joche und einen 5/8-Schluss; die großen Maßwerkfenster lassen nur schmale Wandreste stehen, vor denen abgetreppte Strebepfeiler den Schub des Kreuzrippengewölbes im Chor ableiten. Auch die Westfassade wird von einem großen, fünfteiligen Maßwerkfenster durchbrochen; nur das spitzbogige Portal wurde im späteren 17. Jahrhundert mit einer neuen Tür ausgestattet. Die Glocke befindet sich in einem kleinen Dachreiter mit Spitzhelm auf dem Satteldach.
Während das Äußere seine schmucklose mittelalterliche Gestalt bewahrte, wurde das Innere bei einer umfassenden Erneuerung 1742/43 unter der Leitung des Hospitalkellers, Geometers und Architekten Martin Ulrich barockisiert, wobei die Maßnahmen sich vor allem auf die Einwölbung des Langhauses und die Stuckierung der Wand- und Deckenflächen beschränkten und das gotische Grundgerüst mit weit gespannten Arkaden über schlanken Rundpfeilern nicht antasteten. Durch die Erhöhung der Klosteranlage auf der Südseite der Kirche mussten die dortigen Seitenschifffenster zugesetzt werden, vielleicht als Ausgleich gedacht war die Öffnung der südlichen Obergadenwand durch Ovalfenster.
Nur wenige mittelalterliche Ausstattungsstücke blieben erhalten. Zu nennen ist eines der ursprünglichen Weihekreuze an der Westseite sowie eine sehr qualitätvolle gotische Wandmalerei in einer Spitzbogennische im nördlichen Seitenschiff auf Höhe der Orgelempore mit einer stehenden Muttergottes im Zentrum, die von den hll. Petrus und Antonius sowie einer Stifterfigur umgeben ist. Die Grabplatte Johann von Isenburgs († 1312), die den Verstorbenen im langen Mantel, Schwert und Schild zeigt, ist heute an der Chornordwand aufgestellt. Im nordöstlichen Chorfenster wurden die Reste der ursprünglichen Glasmalereien des 15. Jahrhunderts zusammengestellt – eingefügt wurde sie 1888 einem Zyklus von Buntglasfenstern, welche die sieben Sakramente thematisieren. Qualitätvollstes Ausstattungsstück ist ein heute als Altarkreuz dienendes, ehemaliges Vortragekreuz des frühen 15. Jahrhunderts mit alter Fassung.
Wertvolle Renaissance- und Barockepitaphien:
Philipp von Walderdorff († 1556), evtl. von dem Mainzer Bildhauer Dietrich Schroh
Eva von Diez († 1584), zugeschrieben an Hans Ruprecht Hoffmann.
Georg Wilhelm von Elkerhausen, Ritter des Deutschen Ordens (†1630).
Petrus von Walderdorff und Maria Magdalena von Greifenclau von 1682.
Die Orgel mit einem prachtvollen Prospekt in originaler Farbfassung sowie einem in die Emporenbrüstung eingelassenen Rückpositiv entstand 1686 von Pater Adam Oehninger (Werk 1970/71 von der Firma Klais). Aus der gleichen Zeit stammen die Beichtstühle, die leider ihrer Farbigkeit beraubt wurden.
Während des Umbaues 1742/43 erhielt das ursprünglich flachgedeckte Mittelschiff eine farbig gefasste Spiegeldecke mit Stichkappen über schwerem Gesims sowie reiche Stuckdekorationen von Angelus Homburg. Sie zeigen eine Maria Immaculata im Zentrum sowie die Ordensheiligen Franziskus, Antonius, Berhardin und Kapistran in Eckmedaillons sowie in der Langhausmitte die Heiligen Elisabeth und Sebastian. Zwischen den Heiligen stützen acht Engel das Gewölbe. Die Obergadenzone erhielt beiderseits je sechs Bilder mit Kreuzwegstationen. In den Seitenschiffen wurden die Holzdecken mit Bildern franziskanischer Heiliger bemalt. Auch die intarsierte Kanzel stammt aus der barocken Modernisierungsphase.
Da das Inventar zwischen 1820 und 1830 fast komplett ausgeräumt wurde, um die Kirche dem Zeitgeist entsprechend neu zu gestalten, verschwanden in dieser Zeit die ursprünglichen Altarretabel. Die beiden spätgotischen Altaraufsätze der Seitenschiffe kamen erst im Zuge der Rückbesinnung auf den mittelalterlichen Ursprung der Kirche gegen Ende des 19. Jahrhunderts an ihren Standort. Sie waren von Pfarrer Münzenberg in Frankfurt/M. beschafft worden. Der gotisierende Hochalter entstand 1891 als Geschenk an den damaligen Bischof Karl Klein zu dessen goldenem Priesterjubiläum; im Schrein stehen große Heiligenfiguren seitlich einer zentralen Kreuzigung, die Flügel zeigen Reliefs mit Passionsszenen.
Renovierung der Kirche 1956/57.
Rechts des Hauptportals steinerne Kreuzigungsgruppe der Zeit um 1700, deren Skulptur Christi erneuert wurde.
Das ehemalige Franziskanerkloster bietet mit seiner Kirche und deren Ausstattung ein beredtes, auch überregional bedeutendes Zeugnis der allgemeinen kirchen- wie kunstgeschichtlichen Entwicklungen vom 13. bis zum 20. Jahrhundert. Es besetzt und prägt mit seinen Gebäuden sowie dem großen Klostergarten einen gewichtigen Bereich der Altstadt und prägt den gesamten östlichen Rand des Bischofsplatzes.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
Kleindenkmal, Bildstock | |
Grenzstein | |
Keller bzw. unterirdisches Objekt | |
Baum |