Ihr Internet-Explorer unterstützt den aktuellen JavaScript-Standard (ES6) nicht. Dieser ist für das Ausführen des Kartenmoduls verantwortlich.
Für Windows 10 empfehlen wir Ihnen den Browser Edge zu verwenden. Alternativ können Sie unabhängig von Ihrem Betriebssystem auf Google Chrome oder Mozilla Firefox umsteigen.
Der sog. "Trombetta-Komplex" besteht aus einem historisch gewachsenen Ensemble aus insgesamt drei Bauten und einem Garten in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Hammerpforte. Das Herz des Anwesens ist ein repräsentatives Fachwerkhaus des 17. Jahrhunderts mit Eckerker, das den südlichen Bereich des Bischofsplatzes dominiert. Dessen rückwärtiger Hofraum war ursprünglich nach Süden durch die städtischen Wehranlagen eng begrenzt – kurz nach Aufgabe der Befestigungsanlagen 1814 wurde jedoch die Stadtmauer überbaut und der entsprechende Abschnitt des Grabens der Parzelle als Garten angefügt. Es entstand zudem ein lang gestrecktes Gebäude des Klassizismus mit Front zur neuen Grabenstraße. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die beiden einzeln stehenden Bauten durch einen großen Massivbau des Architekten J. Fachinger verbunden.
Im Mittelalter war das Gelände mit mehreren Anwesen besetzt, die sich bis in das 14./15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen und die einige Male geteilt und wiedervereinigt wurden. Die älteste Nachricht einer Bebauung des Grundstücks stammt aus dem Jahr 1312, als im Bereich der Einmündung der Frankfurter Straße in den Bischofsplatz ein Haus des Peter Zöllners genannt wurde. Um 1470 wird ein zweites Haus genannt, welches Ebirhartgin Begker innehatte. Vor 1520 werden beide Anwesen von dem Schöffen Anthonius Kirpurg (um 1475-1537) und seine Frau Guetghin erworben. Das Begkersche Haus ließen sie abbrechen und richteten hier einen Garten und/oder Hofraum ein. Das Anwesen erbte ihr Sohn Johann Kirburger, der gegen 1555 auch die zwei Nachbarhäuser Fleischgasse Nr. 32 erwarb und damit einen stattlichen Hof bildete, der etwa 100 Jahre ungeteilt bestand. Erst um 1655 wurde die große Anlage unter den drei Töchtern der Familie Theves aufgeteilt. Das Eckhaus erhielt Susanna, die mit dem Schöffen Heinrich Wenzel (1625-1690) verheiratet war. Sie sind vermutlich die Auftraggeber des heutigen Fachwerkbaues, welches das mittelalterliche Gebäude – wohl unter Erhalt der beiden Kellerräume – ersetzte. Es entstand das heutige stattliche Haus mit hohem Schweifgiebel, welches einen doppelgeschossigen Erker als repräsentativen Blick zum Bischofsplatz wendet und das die charakteristischen Formen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit genasten und gebogenen Streben, Andreaskreuzen und Rautenmotiven besitzt. Die Farbgebung nach Befund erneuert bzw. freigelegt (aufgemalte Fruchtgehänge am Erker).
1731-1737 wohnte hier der Bürgermeister Johann Theodor Hovius, dessen Tochter Anna Maria 1758 den Kaufmann Joseph Anton Trombetta (1726-1786) heiratete. Die Hausmarke der Trombettas befindet sich über dem Eingang des Hinterhauses (bez. 1762) sowie am Portal der Hofeinfahrt (1769). Ihr Sohn, der Handelsmann Jacob Anton Trombetta (1759-1831), der 1805 das Anwesen erbte, erwarb 1814, als die Befestigungsanlagen auf Abriss oder zur privaten Nutzung verkauft wurden, den an sein Grundstück angrenzenden Teil des Stadtgrabens und nutzte ihn als Garten. Zudem ließ er den zweigeschossigen klassizistischen Bau zur Grabenstraße errichten, dessen lang gestreckte Putzfassade im unteren Teil Reste der hier verlaufenden ehemaligen Stadtmauer sowie einer Pforten- oder Turmarchitektur birgt. Der dem klassizistischen Ideal entsprechend schlichte Bau mit zehn gleichmäßigen Fensterachsen im Obergeschoss wird durch zwei Dreiecksgiebel mit Ochsenaugen im flachen Walmdach sowie kleine eiserne Balkons vor der dritten und achten Achse akzentuiert. Das Erdgeschoss war nur durch vier Lünettenfenster zur Belichtung der Lagerräume geöffnet. Die heutige Ansicht ist durch eine 1979 angegliederte erdgeschossige Bebauung gestört. Jacob Trombetta war vermutlich auch der Auftraggeber der Umgestaltung des Fachwerkhauses zum Bischofsplatz, welches damals ein massives Erdgeschoss mit großen rundbogigen Fenstern sowie qualitätvollen Schlagläden und Türblättern erhielt.
1833 ersteigerte der Kaufmann Heinrich Joseph Trombetta (1800-1859) das Anwesen von den Miterben für 12.000 neue Gulden. Das Mitglied der nassauischen Deputiertenkammer und Teilnehmer des Frankfurter Vorparlaments vom Mai 1848 erwarb 1856 das östlich an das Fachwerkhaus angrenzende zweistöckige Gebäude des Wilhelm Amberger und lässt es zwei Jahre später niederlegen. Nach erneutem Besitzerwechsel im Jahr 1865 kaufte Carl Trombetta 1884 noch das letzte ihm nicht gehörende Haus auf dem gesamten Eckgrundstück und errichtete 1885 durch den Architekten Jakob Fachinger einen großen Neubau. Trotz seines eigenen zeitgemäß historistischen Erscheinungsbildes nimmt es mit seinen erdgeschossigen Rundbogenfenstern und einem niedrigeren Verbindungsbau Rücksicht auf das alte Fachwerkhaus. Der querrechteckige, dreigeschossige Hauptbaukörper wendet eine dreiachsige Schmalseite zur Frankfurter Straße sowie eine vierachsige Hauptansicht zur Grabenstraße. Der verputzte Massivbau mit Werksteinelementen wird durch ein sehr flaches Walmdach gedeckt. Die italienische Renaissance stand Pate für Kubatur, parataktische Reihung gleichartiger Achsen sowie Dekorformen der Baues wie Dreiecksgiebel, Konsolkranzgesims und diamantierte Brüstungsfelder, vorgetragen werden die einzelnen Motive jedoch in der etwas harten Formensprache des Neoklassizismus. Rundbogiges Eingangsportal zur Frankfurter Straße mit zweiflügeliger Holztür, Datierung 1885, im Oberlicht Monogramm CT (Carl Trombetta). Im Inneren qualitätvolle Eichentreppe mit gusseisernem Geländer.
Zwischen 1899 und 1926 befand sich der gesamte Komplex im Besitz des Heinrich Trombetta jun., der hier eine Kolonialwarenhandlung en gros betrieb. Der Trombettakomplex verkörpert in hervorragender Weise die Entstehung eines umfangreichen Handelshofes aus kleinen Anfängen, die durch stetige Erweiterungen – zum Teil ohne Zerstörung des überlieferten Bestandes – zu seiner größten Bedeutung im späten 19. Jahrhunderts gelangte. Als solcher ist er ein wichtiges Dokument der Kaufmannsstadt Limburg und ihrer Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Jede der einzelnen Entwicklungsphasen des Anwesens vom Mittelalter bis zur späten Gründerzeit ist erhalten geblieben. Sie reichen von mittelalterlichen Anfängen (Kellerräume, Stadtmauerfragmente), über das erste Fachwerkhaus Limburgs nach dem Dreißigjährigen Krieg, einem reizvollen Bau des Klassizismus bis zu einem bedeutenden Beispiel des spätgründerzeitlichen Historismus. Neben die hohen Gestaltqualitäten der Baukörper sowohl als Einzelschöpfungen als auch in ihrem Zusammenspiel tritt ihre städtebauliche Funktion in einer Eingangssituation als "Tor zur Altstadt" und als Gelenk zwischen dem mittelalterlichen Kern Limburgs und der klassizistischen Stadterweiterung über den alten Stadtgraben hinweg.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
Kleindenkmal, Bildstock | |
Grenzstein | |
Keller bzw. unterirdisches Objekt | |
Baum |