Werner-Senger-Straße 10, Neues Rathaus, Giebel Südseite
Werner-Senger-Straße 10, Neues Rathaus, Treppenhaus
Werner-Senger-Straße 10, Neues Rathaus
(X) Werner-Senger-Straße 10, Neues Rathaus, Planzeichnung Fassade Westseite (Städt. Bauamt)
Werner-Senger-Straße 10, Entwurfszeichnung, West-Front, Juli 1897 (Stadtarchiv Limburg)
Werner-Senger-Straße 10, Neues Rathaus, Skulpturengruppe von A. Hensler
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Limburg-Weilburg, Landkreis
Limburg
  • Werner-Senger-Straße 10
Neues Rathaus
Flur: 36
Flurstück: 75/2

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war die Raumnot im alten Rathaus am Fischmarkt so akut geworden, dass sich die Stadtverordnetenversammlung am 1. Dezember 1892 zu einem Neubau entschloss. Nach längerer Suche entschied man sich am 31. Oktober 1895 für den Erwerb eines Bauplatzes an der erst kürzlich eröffneten Werner-Senger-Straße außerhalb des Altstadtbereiches. Die Baupläne für das mit 100 000 Mark Baukosten veranschlagte Gebäude entstanden 1897. Die beiden Stadtbaumeister von Wiesbaden und Limburg, Felix Genzmer und Joseph Kauter, werden gemeinsam in den Verwaltungsberichten der Stadt als Erbauer genannt, wobei Planungsgeschichte wie architektonische Formensprache jedoch für einen weitaus stärkeren Anteil des Wiesbadener Baumeisters sprechen. Das neue Rathaus wurde im Laufe des Jahres 1900 bezogen. 1968-70 wurde ein Anbau mit verglaster Übergangsbrücke an der bereits von Genzmer für eine Erweiterung vorgesehenen Nordseite des Rathauses errichtet; 1993 wurde dieser um zwei Geschosse erhöht.

Das Rathaus als repräsentativer Solitärbau mit ursprünglich auf Fernwirkung geplanten Fassaden ist heute von überdimensionierten Betonzweckbauten der sechziger und siebziger Jahre umgeben, die seine ästhetische wie städtebauliche Ausstrahlung beeinträchtigen.

Das zweieinhalbgeschossige Gebäude über einem hohen Kellersockel aus bräunlichem Kalkstein sowie aus Basaltlava ist bis auf das oberste Fachwerkgeschoß ein verputzter Massivbau mit Gliederungs- und Rahmenformen aus Rotsandstein. Der Grundriss besteht aus einem querrechteckigen Block aus dem asymmetrisch kleinere Raumgebilde sowie ein kurzer Nordflügel hervortreten. Formen der nordischen Renaissance mit gotischen Stilelementen bestimmen das Äußere, wobei Genzmer historische Rathäuser, etwa von Tangermünde, Fritzlar und Wernigerode zum Vorbild nahm, einige Detailformen sowie die kräftige Polychromie sind dagegen der direkten Umgebung der Limburger Altstadtbauten entnommen. Der gotisierenden Vertikalität des Gesamtbaues, der in hohen, schiefergedeckten Satteldächern, schlanken Kaminaufsätzen sowie einem Dachreiter mit offenem Glockentürmchen gipfelt, wirken horizontale Akzentsetzungen wie das kräftige, umlaufende Gurtgesims und die häufige Koppelung zwei oder mehrerer Fenster entgegen. Der gesamte Baukörper ist reich durchgliedert und mit Risaliten, Erkern, geschweiften Schmuckgiebeln und Balkons besetzt, die Fenster variieren zumeist spätgotische Formen wie Kiel-, Dreipass-, oder Vorhangbögen. Nach außen weist der große, zweigeschossige Fenstererker der Südansicht auf den dahinter liegenden Sitzungssaal der Stadtverordneten hin; reiche Fachwerkformen und Schnitzdekor schmücken den Ziergiebel mit Schmuckuhr und der Inschrift "Anno Domini 1898".

Das Innere wird erschlossen durch einen repräsentativen Treppenaufgang mit wilhelminischen Kurzsäulen und Rundbogengalerie, der in der Mittelachse des Gebäudes liegt. Daran schließen sich in zumeist asymmetrischer Anordnung die Räume für Verwaltung und Magistrat an. Im Untergeschoss waren eine Polizeiwache und zwei Gefängniszellen untergebracht.

Das Bauwerk ist ein überregional bedeutendes Beispiel für einen Verwaltungsbau des Späthistorismus, der mit Bauvolumen und Reichtum an Zierformen dem städtischen Repräsentationsanspruch entgegenkommt, mit der Übernahme von Motiven des hessisch-fränkischen Fachwerks einen Bezug zur lokalen Tradition herstellt sowie den Raumbedürfnissen der damaligen Stadtverwaltung in funktionaler Weise entspricht.

Links des Eingangs des modernen Rathaustraktes ist ein Denkmal von 1930 (Entwurf und Ausführung Prof. Arnold Hensler) aufgestellt: jeweils drei schreitende Knaben und Mädchen weisen auf eine zentrale Tafel mit der Inschrift" Für den Frieden unter den Völkern". Diese Plastik aus hellgrauem Betonguss war ursprünglich oberhalb des Portals der 1930 erbauten Jugendherberge "Haus der Jugend" in der Diezer Straße angebracht und wurde nach deren Abriss 1968 im Jahre 1977 hier aufgestellt.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
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Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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Jüdischer Friedhof
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