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Burg Reifenberg steht auf einem von Süden nach Norden ansteigenden und zum Weiltal hin schroff abfallenden Felssporn. 1234 wird sie mit dem sich nach dem „Riffinberg“ benennden Kuno von Hattstein, Angehöriger der auf dem nahen Sängelberg ansässigen Burgherren, indirekt erstmals erwähnt; urkundlich unmittelbar in Erscheinung tritt sie jedoch erst 1331. Bis 1530 war sie im Besitz einer großen Erbengemeinschaft. Danach lagen die Rechte bei der Reifenbergischen Westerwälder und der Wetterauer Linie (ab 1658 ausschließlich bei letzterer). Während des Dreißigjährigen Krieges waren die Eigentumsverhältnisse an der Burg, die mehrfach belagert und eingenommen wurde, wechselhaft. 1652 kam sie durch Restitution wieder in Reifenberger Besitz. Ab 1655 war sie dann mitbelegt von Truppen des an der überhöhischen Herrschaft interessierten Erzbistum Mainz, wurde von diesem 1673 eingenommen und im Jahr 1689, nachdem der letzte Reifenberger in Mainzer Kerkerhaft 1686 verstorben war, zerstört.
Sichtbar erhalten geblieben sind Teile der Wehranlage und die Ruinen militärischer, ziviler und sakraler Bauten, die unterschiedlichen, urkundlich jedoch nicht zu belegenden Entwicklungsphasen zugewiesen werden können. Ihre Einordnung ins gewachsene System der Burg wird erleichtert durch zwei mit Legenden versehenen, nachweislich verlässlichen Grundrissen von 1580/1600 (ein von anonymer Hand stammender, vom Bergfried aus aufgenommener, äußerst detailreicher Rundblick) und von 1655/61 (Projekt des Reifenberger Burgherrn zum Wiederaufbau der 1646 stark beschädigten Burggebäude und zur Anlage einer mit spitzwinkligen Bastionen versehenen, den Kern schützenden Veste). Ergänzende Information zu einzelnen Bauteilen liefern Bildquellen des 17. Jahrhunderts (u. a. Meissner bzw. Kieser 1625, Merian 1650), Dokumente wie Rechnungsbücher zu 1674/75 ausgeführten Reparaturarbeiten und Berichte über Zustände 1646 und 1689. Die Wehranlage bestand demzufolge aus einer dreiteiligen, stark befestigten Innenburg und einer Vorburg, deren Ringmauer den im Norden liegenden Zwinger umschloss und ihrerseits durch Gräben (Trockengraben im Osten und Wassergraben im Süden und Westen) geschützt war. Sie zeichnet sich in Kontur und durch Reste ihrer Verteidungswerke (Rondelle und Turmfundamente, sogenannte Pulverkammer) deutlich im Gelände ab (z. B. Untergasse 8).
Der das Burgareal erschließende Weg führt zunächst an den Standort von Reifenbergs alter Pfarrkirche, ehemals Sankt Othmar-Kapelle. Eigenständige Pfarrei 1477/1504, zwischen ca. 1520 und 1721 evangelisches Gotteshaus, danach rekatholisiert; 1688 Neu- oder Wiedergründung der Sankt Georg-Pfarrei, die zuständig für die beiden Reifenbergorte, Schmitten, die Katholiken in Arnoldshain und ab 1696 für Neu-Seelenberg ist; ab 1849 abgetragen und das Material zugunsten der damals bereits in Bau befindlichen neuen Sankt Georgskirche (Siegfriedstraße o. Nr.) verkauft. Bildliche Darstellungen halten das Gotteshaus in spätgotischer Form mit zentralem, filigranen Dachreiter wie auch in seiner 1684-88 gewonnen Gestalt mit einer von Hufeisenbogenfenstern durchbrochenen Süd-seite und dem neu hinzugekommenen, haubenbesetztem Westturm fest. Erhalten ist die vom Weg aus zugängliche sogenannte Unterkirche, ein halbwegs in den anstehenden Fels eingetiefter, längsrechteckiger Raum mit Tonnengewölbe, das von einer Rundstütze aus hellgrauem Sandstein getragen wird und in dessen Scheitel eine (zugemauerte) Öffnung sitzt. Hinter dem Kirchensockel imposant aufragend die ca. 4 m starke, von zwei Rundtürmen flankierte Schildmauer. Hinter dieser liegend die Innenburg, in deren altem Kernbereich sich auf höchster Erhebung die beiden Wahrzeichen der ruinösen Burg erheben. So zum einen der um 1230 direkt auf dem Fels aufgemauerte Bergfried von 9 m Durchmesser, der nach Verlust seines Überbaus, der ihm die zeittypische Form eines „Butterfasses“ verlieh, noch stattliche 23 m misst. Sein durch Schießscharte und Fenster gesicherter Eingang liegt in rund 10 m Höhe an der feindabgewandten Seite und führt auf die in die Mauerstärke eingelassene, aus Sicherheitsgründen auf einer Länge von 4,5 m unterbrochene Treppe, welche die einzelnen Stockwerke bedient. Zum anderen ein Neubau des 14. Jahrhunderts, mit dem der Wohnraumnot auf der Ganerbenburg Abhilfe geschaffen wurde. Kastenförmiger, dickwandig auf sechs Geschosse aufgemauerter Wohnturm (Länge 14 m, Breite 5 m) mit abschließendem Gewölbe. An der nordwestlichen Ecke ein Stiegenhaus mit Wendeltreppe. Die Wohneinheiten beinhalten jeweils ein kleines Kabinett und einen daran anschließenden größeren, bisweilen mit Kamin ausgestatteten Rechteckraum, der Licht und Luft über die (durch Zerstörung aufgerissenen) Südseite bezog. An der Nordseite des Baues Reste einer Abortanlage. Unter den längst verlorenen Bauten der Innenburg zu erwähnen ist einmal die im Bauprojekt von 1655/61 genannte Schlosskapelle „mit bogen unter dem Hof“, deren Standort auf dem Plan von 1655/61 am Rande des im Nordteil der Innenburg gelegenen Marstalls angeben wird. Möglichweise handelte es sich bei diesem im alten Kern gelegenen, unterirdischen Gewölbe um die 1215 erstmals genannte Reifenberger Kapelle. Außerdem ein in der neueren Burgliteratur eingehend gewürdigtes Bauwerk, das auf dem Plan von 1580/1600 als „neuwe Bauw“ parallel zur Schildmauer stehend eingezeichnet ist, als Wohn-und Repräsentationsgebäude diente und laut Zeitzeugnissen von 1689 exquisit teuer erbaut und eingerichtet war. Fraglich ist allerdings, ob die ihm beigeordneten Auf- und Grundrisse eines tessinisch-lombardischen(?) Architekten, die einen stattlichen Bau von drei Geschossen mit doppelstöckig ausgebautem Dach und Schweifgiebeln wiedergeben, tatsächlich vollständig umgesetzt worden waren.
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