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Das Westend war zunächst ein Industrie- und Hafenviertel. Erst ab 1871 entwickelte es sich mehr und mehr zum Villengebiet. Durch die rasche Entwicklung dieses Gebietes wurde der Neubau der Friedenskirche 1911 dringend erforderlich. Entwerfender Architekt des Jugendstilbaues war der Darmstädter Baumeister Professor Friedrich Pützer, mit der Bauausführung wurde der Offenbacher Architekt Eduard Walther betraut. Der freistehende, zweiflügelige und zweigeschossige Jugendstilbau wurde am 6.10.1912 eingeweiht. 1943 schwer kriegsbeschädigt und bis 1952 unter der Leitung der Architekten Collin und Reichard wieder aufgebaut. 1983 bis 1987 Renovierung.
Der Kirchenbau unter hohem, abgeknicktem Walmdach liegt längs der Tulpenhofstraße, der Turm steht an der Geleitsstraße und seine glockenförmige Haube ist im Westend weithin sichtbar. Das Walmdach wurde einst durch kleine Dachgauben belebt und hat als konstruktive Besonderheit einen stählernen Dachstuhl. Westlich anschließend das zweigeschossige Pfarrhaus, das ursprünglich ebenfalls ein hoch aufragendes Walmdach besaß. Die Gebäude sind über einem plattenverkleideten Sockel verputzt und werden durch Lisenen und Rechteckfenster gegliedert. Die Fassade des Hauptbaues an der Tulpenhofstraße wird durch zwei seitliche Risalite akzentuiert. Sie werden von halbrunden, verschieferten Giebeln abgeschlossen, die mit Holzornamenten dekoriert sind. An der Geleitsstraße Portal mit kannelierten Stützen, einem geschwungenen Kupferdach und kupferbeschlagenen, ornamentierten Türen. Im Tympanon Relief mit einer Arche Noah-Darstellung, das von Professor Ernst Riegel, der als Ziseleur und Goldschmied seit 1907 Mitglied der Künstlerkolonie Darmstadt war, geschaffen wurde.
Aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse teilte Friedrich Pützer den Kirchenbau zweigeschossig auf. Im Untergeschoss befinden sich die Gemeinderäume, hier war einst auch ein Kindergarten eingerichtet, das Obergeschoss dient hauptsächlich dem Gottesdienst. Eine ganz ähnliche Einteilung findet sich bei der ebenfalls von Friedrich Pützer zeitgleich entworfenen Lutherkirche (siehe Waldstraße 74). Im Untergeschoss haben sich Raumaufteilung, Holzvertäfelungen und das Treppenhaus erhalten. Der stark beschädigte Kirchenraum wurde im Zuge des Wiederaufbaues verändert. Die Arkaden der Chorwand wurden vermauert und die Arkaden an der westlichen Empore entfernt. Der Saal wird von einem Rabitztonnengewölbe mit Gurtbögen überspannt. Die nun glatte Chorwand wurde mit christlichen Symbolen nach einem Entwurf Rudolf Kochs geschmückt. Die Ausführung lag bei Herbert Post, einem Schüler Kochs. Die Orgel von 1987 der Firma Förster und Nicolaus findet heute auf der Nordempore ihren Platz. Darunter wurde eine Werktagskapelle eingerichtet.
Der Innenraum war ursprünglich nach Entwürfen von Professor Johann Vinzenz Cissarz zurückhaltend ornamental ausgemalt. Diese Wandmalereien verschwanden im Zuge des Wiederaufbaues. Aus dieser Zeit stammen auch die Glasfenster des Kirchenschiffes, die wiederum auf Entwürfe von Rudolf Koch zurückgehen. Das Gestühl blieb vor der Zerstörung bewahrt. Die beweglichen Geräte schuf Professor Ernst Riegel. Hiervon blieben Kanne, zwei Kelche und Brotschale erhalten. In der Werktagskapelle befindet sich ein Kruzifix, das von Rudolf Koch gestiftet wurde. Das Kreuz stammt aus dem 20. Jahrhundert, der Korpus ist eine qualitätvolle Arbeit aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Das original Geläut aus vier Glocken von 1925, die von Rudolf Koch entworfen und von der Firma Rincker in Sinn gegossen wurden, blieb erhalten. Es ist das zweite Geläut der Kirche, das erste wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Das zweite Geläut wurde im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt, konnten aber unversehrt zurückgegeben werden.
An der Anlage ebenfalls erhalten die Einfriedung mit niedriger Mauer, Kugelpfosten und eisernem Geländer.
Sowohl die Friedenskirche als auch die Lutherkirche in der Waldstraße sind als baukünstlerisch herausragende Leistungen des Architekten Friedrich Pützer zu bewerten, bei denen es gelang, die Bedürfnisse einer evangelischen Gemeinde mit einem hohen künstlerischen Anspruch bei geringen finanziellen Mitteln zu vereinigen. Pützer löste sich als protestantischer Kirchenbaumeister von der historistischen Architektur und sieht den Kirchenraum mehr als Versammlungs- denn als Repräsentationsraum. Es gelingt ihm hier, Kirche, Gemeindesaal, Konfirmandenraum, Kindergarten, Küster-, Schwestern- und Pfarrwohnung architektonisch sinnvoll miteinander zu verbinden.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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