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Baubeschreibung
Westlich des historischen Ortskerns von Sprendlingen und nördlich der Bahnstrecke ist St. Laurentius verortet, wo die Theodor-Heuss- (L3262) in die Eisenbahnstraße mündet. Umgeben von einer lockeren, vorwiegend zweigeschossigen Wohnbebauung, erhebt sich der natursteinverkleidete sattelbedachte Kirchenbau auf einem längsrechteckigen Grundriss, der nach Osten zur Straßengabelung in den gedrungenen Chorturm mündet. Nach Süden zeigt das Schiff schlanke Rundbogenfenster, der Turm eine große Rundbogenöffnung, die den Blick auf Glocken freigibt. Nach Westen, Norden und Osten, wo die Wände keine Fenster tragen, wird die Kirche durch wandhohe Strebepfeiler gestützt.
Nach Südwesten ist der im Straßenzug zurückgesetzten Kirche ein niedrigerer sattelbedachter Anbau angegliedert, nach Nordosten folgen ein Verbindungsbau und das walmbedachte zweigeschossige Pfarrhaus. Betritt man St. Laurentius von Südwesten, erschließt sich ein längsgerichteter, weiß gefasster, von einer dunklen Holzbalkendecke überfangener Raum. Im Hauptschiff leitet der Mittelgang zwischen zwei Bankblöcken zum erhöhten eingezogenen Altarraum im Osten, den Kanzel und Marienstatue rahmen. Nach Süden öffnen sich schlanke Segmentbögen zu einem schmalen Seitenschiff.
Geschichte
Das traditionell protestantische Sprendlingen verzeichnete durch die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wieder katholische Neubürger, die im frühen 20. Jahrhundert liturgische Provisorien in Schule und Wirtshaus fanden. Dieser Wachstumsschub von Sprendlingen lagerte sich in Bahnhofsnähe, im Nordwesten der Ortschaft an, wo die Katholiken ein Kirchengrundstück erwerben und den Neubau 1935 dem Heiligen Laurentius und dem Heiligen Konrad weihen konnten. Schon in der Planungsphase drängte die Gemeinde – auch vor dem Hintergrund der damals staatlich gewünschten „deutschen“ Form – darauf, dass der junge Darmstädter Architekt Josef Leibl statt allzu moderner lieber traditionell kirchliche Formen wählte. Zudem sollte die geweihte Kirche auf Zukunft hin erweiterbar sein: Die Bögen zwischen den Strebepfeilern hätten sich z. B. für ein neues Seitenschiff öffnen lassen.
Leichte Kriegsschäden im Dachbereich konnten rasch beseitigt werden. Mitte der 1960er Jahre erhielt der Turm einen neuen Glockenstuhl und eine neue Uhr. Anfang der 1970er Jahre erweiterte man das gemeindliche Ensemble westlich des Kirchenschiffs um ein freistehendes, im Straßenverlauf zurückgesetztes Pfarr- und Jugendheim. Als Sprendlingen nach dem Krieg nach Norden wuchs, gründete die Gemeinde hier einen zweiten Schwerpunkt und beauftragte wieder Josef Leibl mit einem Kirchenbau: St. Stephan (1966). Inzwischen hatte sich Leibl im Bistum Mainz zu einem ebenso gefragten wie wandlungsfähigen Kirchenbauer gemausert: von der gemäßigt modernen St. Jakobus-Kirche in Nauheim (1957) bis zur kubischen St. Elisabeth-Kirche in Wiebelsbach (1966).
Bewertung
Ortsgeschichtlich steht St. Laurentius für den ersten modernen, durch die Industrialisierung ausgelösten Wachstumsschub von Sprendlingen, als dessen spätes Zeugnis sich die katholischen Arbeiter mit St. Laurentius in Bahnhofsnähe in den 1930er Jahren endlich eine geistliche Heimat schaffen konnten. Wirkungsvoll ist die außergewöhnlich rein erhaltene Baugruppe derart auf die Straßengabelung hin komponiert, dass der gedrungene Chorturm städtebaulich unübersehbar einen kirchlichen Standort markiert, ohne jedoch die umgebende kleinteilige Wohnbebauung zu erdrücken. Künstlerisch glückte Josef Leibl mit diesem Frühwerk ein Balanceakt: den gemeindlichen Wünschen nach einem vertraut anmutenden Kirchenbau und den politischen Anforderungen der 1930er Jahre an einen traditionell geprägten Baukörper gerecht zu werden und zugleich ein klar gegliedertes, gekonnt gestaffeltes Ensemble im Geist der klassischen Moderne zu schaffen. (g, k, s)
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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