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Geschichte
Im wachsenden Seligenstadt wurde die katholische Gemeinde St. Marien 1966 selbständig und erhielt als Pfarrer Ekkehard Edel, der zuvor als Kaplan des Mainzer Bischofs Hermann Volk das Zweite Vatikanische Konzil besuchte. Bereits Mitte der 1960er Jahre begann man am heutigen Standort mit dem Bau eines Pfarrhauses und einer „Kindertagesstätte mit Freizeiteinrichtung“, in der provisorisch die Messe gefeiert wurde. Um die liturgischen Reformen für eine neue Pfarrkirche angemessen umzusetzen, stieß Edel über das Werk Emil Steffans auf dessen Mitarbeiter Gisberth Hülsmann. Nach einem Wettbewerb, an dem u. a. der Würzburger Dom- und spätere Diözesanbaumeister Hans Schädel teilnahm, entschied man sich für Hülsmann (* 1935). Dieser hatte bereits als Partner von Steffann u. a. das Kloster Marienau in Seibranz (1964) und das Kloster/die Pfarrkirche St. Matthias in Euskirchen (1964) verwirklicht.
Baubeschreibung
Nordwestlich des historischen Ortskerns von Seligenstadt, zwischen dem Main im Osten und der Bahnlinie Erbach-Hanau im Westen, ist St. Marien verortet. Wo die Kapellenstraße in den Steinweg mündet, erhebt sich die Pfarrkirche auf einem annähernd quadratischen, leicht querrechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken. Der Baukörper belässt sein Material programmatisch sichtbar: innen vor Ort gegossener Beton, außen vorfabrizierte Betonplatten. In leichter Hanglage errichtet, wird die Oberkirche sowohl durch einen überdachten Steg von Osten von der Kapellenstraße als auch von Süden vom Steinweg über den oberen Pfarrhof erschlossen. Zusätzlich ist die Unterkirche durch zwei Nebeneingänge von Süden über den unteren Pfarrhof zu erreichen.
Die Oberkirche wird von Holzleimträgern überfangen, die sich fischgrätförmig zum mittigen Lichtschlitz hin absenken. Den Übergang zu den Seitenwänden markiert je ein „Oberlichtstreifen“. Von Südwesten nach Nordosten verlaufend, lenken diese Glasbänder den Blick zur Altarinsel. Ober- und Unterkirche durchzieht eine figurative Wandmalerei in Gelb-, Rot- und Blautönen. In der Südostecke des Kirchenraums führt eine großzügig geschwungene Rampe ins Erdgeschoss mit Tauf- und Werktagskapelle sowie Funktionsräumen. Im Ober- wie im Untergeschoss werden einzelne Raumpartien durch Lichtschlitze erhellt, die sich – ebenso wie die Zugänge und zwei vorkragende „Wasserspeier“ – nach außen betonplastisch abzeichnen und durch blaue bzw. gelbe Farbakzente hervorgehoben werden.
Als Vorbild für Seligenstadt gilt die von Steffann entworfene, von Hülsmann 1970 vollendete St. Walburga-Kirche in Porta Westfalica, ebenfalls mit einem fast quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken. Die Materialstrenge der Seligenstädter Kirche ergänzte Alois Plum 1979 durch eine Wandmalerei mit Motiven u. a. der Mariengeschichte und Johannesoffenbarung. Ende der 1980er Jahre erneuerte der Bildhauer Paul Brandenburg Altar und Ambo in der Oberkirche, zudem wurde das Dach saniert. In der Unterkirche ergänzte man in den 1990er Jahren Altar und Orgel, ebenso die Orgel der Oberkirche. Noch zur Bauzeit wurde das Patrozinium als „Mariä Verkündigung“ angegeben, heute nennt sich die Gemeinde „St. Marien“. Die Kirche wurde 1972 erstmals liturgisch genutzt, während man den südlich davon angedachten, zweiten Bauabschnitt nicht verwirklichte. Stattdessen wurden die bestehenden Gemeindebauten mehrfach umgestaltet. Im Dezember 2002 stellte der "Förderkreis historisches Seligenstadt" in der Unterkirche einen mittelalterlichen Sarkophag für Gebeine auf, die vermutlich von Graf Drogo (+ 754) stammen – und verknüpfte damit die nachkriegsmoderne Pfarrkirche St. Marien mit der mittelalterlichen Stadtgeschichte, der verlorenen Stadtpfarrkirche "Unsere Liebe Frau", deren Vorläufer Drogo gestiftet und erbaut haben soll. Ebenfalls in der Kirche aufgestellt wurde eine Mariensäule: Barocke Marienfigur mit Kind auf früher hoher, jetzt verkürzter Säule, im reichen Kapitell Engelsköpfe und Inschrift mit Entstehungsdatum 1704. Die Sandsteinsäule stand ursprünglich auf dem alten Friedhof.
Bewertung
Am Stadterweiterungsrand des historischen Seligenstadt steht St. Marien ortsgeschichtlich für das Nachkriegswachstum der Stadt. Für dieses frühe Werk seiner Selbstständigkeit verband Hülsmann künstlerisch die Materialstrenge Steffanns mit den plastischen Möglichkeiten des Betons. Wie in vielen seiner späteren Projekte – von St. Marien in Gütersloh (1974) bis zu St Elisabeth in Gera (2003, mit Elmar Sommer) – überfing er in Seligenstadt einen weiten zentralisierenden Gottesdienstraum mit einer offenen hölzernen Deckenkonstruktion. Diese architektonische Großform ergänzte der Mainzer Maler Alois Plum durch seine Wandgestaltung bauzeitnah zum bis heute erhaltenen Gesamtkunstwerk. Kulturdenkmal aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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