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Baubeschreibung
Nördlich von Bahnlinie und Ludwigsplatz, inmitten des Mühlheimer Ortskerns liegt die Friedenskirche an der Mozartstraße. Aus der geschlossenen histori(sti)schen Häuserflucht hebt sich der kalksandsteinsichtige Stahlbetonbau auf leicht längsrechteckigem Grundriss heraus: Der Kirchenkubus steht frei und im Straßenzug leicht zurückgesetzt. Nur der durch einen niedrigen Verbindungsbau mit dem Schiff verbundene, weiß gefasste Betoncampanile ist bis zum Bürgersteig vorgezogen und überragt die umgebende Wohnbebauung weithin sichtbar. Der Kirchenkubus wie der Campanile werden jeweils unter ihrem flachgedeckten Abschluss durch einen umlaufenden Fries abstrakt gemusterter Betonformsteine durchbrochen. Auf den Baukörper der Friedenskirche folgen in der Mozartstraße nach Osten das Pfarrhaus und über Eck in die Büttnerstraße das Gemeindehaus im ehemaligen, später erweiterten Kirchsaal mit Dachreiter.
Die nachkriegsmoderne Friedenskirche teilt sich in zwei Nutzungsebenen: den Kindergarten im Unter-, den Gottesdienstraum im Obergeschoss. Letzterer wird durch einen nach Westen an das Schiff angegliederten Eingangsvorbau mit Außentreppe und Fahrstuhl erschlossen. Im Kirchenraum zielt der Mittelgang zwischen zwei Bankblöcken unter der rippenähnlich strukturierten Betondecke zum leicht erhöhten Altarraum im Osten. Hier wird der Altartisch durch Kanzel und Taufstein gerahmt, alle gefertigt aus schwarzem poliertem Naturstein. Den Raum umläuft ein Fensterband aus Betonformsteinen, dessen Öffnungen mit einer regenbogenartigen farbigen Bleiverglasung geschmückt sind.
Geschichte
In Mühlheim am Main, das seit dem 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung stark anwuchs, nahm um 1900 auch die Zahl der Protestanten zu. Nachdem sie 1899 einen ersten Betsaal in der Büttnerstraße erhalten hatten, wurde dieser von der inzwischen selbständigen Gemeinde 1915 zur „Gustav-Adolf-Kapelle“ ausgebaut und schließlich 1925 ein Kindergarten eingerichtet. Mit der Eingemeindung von Dietesheim erhob man den Ort Mühlheim 1939 zur Stadt, der man 1977 noch die Gemeinde Lämmerspiel zuschlug. Mitte des 20. Jahrhunderts, spätestens mit den zuziehenden Kriegsflüchtlingen drängte die protestantische Gemeinde auf einen repräsentativen Kirchenneubau – und setzte sich damit gegen anfängliche Sparvorschläge durch, nur ein größeres Gemeindehaus zu errichten.
Den Auftrag für das Neubauprojekt (und gleich mit für den Umbau der weiteren Gemeinderäume) erhielt der Offenbacher Architekt Fritz Reichard, nach dessen Plänen die Friedenskirche 1959, der Kindergarten im Untergeschoss 1960 fertiggestellt werden konnten. Für die Ausstattung arbeitete Reichard mit den Mühlheimer Zementsteinwerken (Betonformsteine), der Firma Weißenrieder (Kunstglas) und dem Offenbacher Atelier Klemisch (Altarkreuz) zusammen. Die damit funktionslos gewordene Kapelle mit dem Schwesternhaus in der Büttnerstraße wurde 1972 zum Gemeindesaal mit Kindergärtnerinnenwohnungen umgebaut. Bis 1991 sanierte man den Kindergarten, erweiterte ihn vor allem zur straßenabgewandten Seite. Zuletzt erhielt die renovierte Friedenskirche im/am Eingangsvorbau einen Fahrstuhl zur Ebene des Kirchenraums, aktuell wird die Sanierung des Glockenturms vorbereitet.
Bewertung
Städtebaulich wird die Mozartstraße weithin sichtbar bis zum Ludwigsplatz durch den Campanile der Friedenskirche bestimmt. Ortsgeschichtlich steht der moderne Kirchenbau für die Beheimatung der nach der Industrialisierung und nochmals nach dem Zweitem Weltkrieg anwachsenden Zahl von Protestanten, für das Erstarken Mühlheims. Künstlerisch bildet die Friedenskirche einen wichtigen Baustein im Schaffen des Offenbacher Architekten und Kirchenbauers Fritz Reichard (* 1920), der um 1960 durch zahlreiche evangelische Bauprojekte, darunter bemerkenswerte Großbauten in der Region Offenbach von sich reden machte. Mit der Friedenskirche entwickelte er den Grundtypus des von Betonformsteinen durchbrochenen Kirchenkubus, den er mit der denkmalgeschützten Offenbacher Markuskirche (1961) zur künstlerischen Blüte bringen und in seinem Spätwerk mit der Neu-Isenburger Johanneskirche (1969) nochmals variieren sollte. Die Mühlheimer Kirche besticht nicht allein durch ihre ausgewogen proportionierte Bauform, sondern auch durch gestalterisch und theologisch stimmige Details wie den „Tauftisch“: Seine Form greift das Motiv des benachbarten Altartischs auf und macht damit die Zusammengehörigkeit der beiden Sakramente sinnfällig. (s, g, k)
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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