Städtische Bühnen, Foyerbau (Foto: C. Krienke)
Städtische Bühnen, Foyerbau von NW (Foto: C. Krienke)
Städtische Bühnen, Foyerbau von NO (Foto: C. Krienke)
Städtische Bühnen, Foyerbau, Detail (Foto: C. Krienke)
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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Innenstadt
  • Willy-Brandt-Platz 1
Foyerbau der Städtischen Bühnen Frankfurt
Flur: 25
Flurstück: 22/10, 22/11, 22/4, 22/7, 22/8, 22/9

Foyerbau der Städtischen Bühnen des Architekturbüros Otto Apel, ABB Architekten von 1959-63

Baugeschichte

Nach einem beschränkten Wettbewerb von 1895 errichtete der Theaterarchitekt Heinrich Seeling zwischen 1899 und 1902 ein Schauspielhaus in den Stilformen der Renaissance und des Barocks. Das Bauwerk entstand am südwestlichen Ende der Wallanlagen in der Untermainanlage und wurde damit ebenso prominent positioniert wie zuvor bereits die Alte Oper. Das Schauspielhaus stieg in der Folgezeit schnell zur wichtigsten Spielstätte in Frankfurt auf. Es war im Osten mit einem Magazinflügel sowie mit Wohn- und Geschäftshäusern verbunden und wurde zum Theaterplatz (seit 1992 Willy-Brandt-Platz) von einer Kolonnade begleitet. Das Schauspielhaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und ab 1949 durch die Architektengemeinschaft Apel/Letocha/Rohrer/Herdt/Lehberger für den Spielbetrieb wiederhergerichtet. Der von Treppentürmen flankierte Kopfbau mit seinem Portikus war durch den Luftkrieg kaum beschädigt worden. Der rückwärtige Bühnentrakt wurde hingegen bis 1951 komplett erneuert und mit moderner Bühnentechnik ausgestattet.

1954 diskutierte die Stadt eine Erweiterung des Standorts und erteilte den Architekten Otto Apel und Hannsgeorg Beckert 1955 den Auftrag für ein Vorprojekt. Zur Vorbereitung begaben sich die Architekten in Begleitung von Hans Ueter vom Frankfurter Hochbauamt 1956 auf eine Besichtigungsreise nach Köln, Münster, Hamburg und Malmö und studierten aktuelle Theaterbauten. In der Folge entschied man sich aus betriebstechnischen, künstlerischen und wirtschaftlichen Gründen dafür, ein neues Schauspielhaus an das alte zu bauen, und eine Doppelanlage aus Oper und Schauspiel zu realisieren. Die städtebauliche Lage bot dazu die einmalige Gelegenheit. 1959 war Baubeginn. Die Front des alten Schauspielhauses wurde abgerissen, insbesondere der Portikus und die Freigeschosse der Treppentürme. Vom Seeling’schen Vorgängerbau blieben lediglich Teile der Seitenwände des Zuschauerraums erhalten. Für das neue Schauspiel wurden die östliche Kolonnade und sämtliche Nebengebäude ebenfalls abgerissen. Zum herausragenden Charakteristikum der Doppelanlage sollte ein 120 Meter langer Foyerbau mit einem gläsernen Foyer im Obergeschoss werden. 1963 wurden die Städtischen Bühnen Frankfurt eröffnet.

1987 zog ein Brand die Sanierung der Oper bis 1991 nach sich. 1991/92 folgte der Umbau des Schauspielhauses. Mit der Aufstockung der Bühnentürme beider Häuser wurde die Kubatur der gesamten Anlage nachhaltig verändert. Von 2006 bis 2010 wurden auch die Werkstätten und die Anlieferungszone im Süden umgebaut.

Lage und Beschreibung der Städtischen Bühnen

Die Städtischen Bühnen liegen in den Wallanlagen, in der Untermainanlage zwischen Willy-Brandt-Platz und Hofstraße, im Osten begrenzt durch die Neue Mainzer Straße, im Westen durch die Untermainanlage selbst. Die Doppelanlage besteht aus zwei großen Häusern: der Oper im Westen und dem Schauspiel im Osten. Der in den 1960er Jahren errichtete Komplex wurde einheitlich mit Muschelkalkplatten verkleidet, heute durch mehrere Sanierungen und den 2007-10 erneuerten Werkstattkomplex im Südosten verunklärt.

Auf der Nordseite wurde mit dem Foyerbau eine repräsentative Fassade geschaffen. Das mit Muschelkalkplatten verkleidete Erdgeschoss samt gläsernen Eingangsbereichen liegt zurückversetzt hinter einer Stützenreihe, die das vorkragende Foyergeschoss trägt. Durch die Unterteilung der Fensterflächen in vier Achsen wird die Stützenreihe rhythmisiert. Eine aus Kupferblech geschaffene raumgreifende Skulptur aus stilisierten Kumuluswolken durchzieht das gesamte Foyer. Ost- und Westseite der Städtischen Bühnen wurden für die Unterbringung der Verwaltung und weiterer Arbeitsbereiche mittels Vorhangfassaden weitgehend vereinheitlicht. Die Südseite fungiert als Andienungsbereich.

Der Foyerbau besitzt eine Klammerfunktion, die beide Häuser (Schauspiel und Oper) räumlich und funktional zusammenbindet. Sichtbar gemacht wird dies an der aufgeständerten Glasfront des Foyers und zeigt sich insbesondere an dessen Ost- und Westseite. Die dortigen Fassaden wurden bewusst abgesetzt von dem gläsernen Baukörper des Foyers und betonen so dessen Eigenständigkeit. Der Bauplatz der Doppelanlage war auf eine enge städtebauliche Situation begrenzt und auf allen Seiten von Straßenzügen umschlossen. Daher konnte das Foyer nur mit einer geringen Tiefe entwickelt werden. Die Aufständerung des Foyers als Reaktion auf die beengte städtebauliche Situation geriet zum Kunstgriff und wurde zum repräsentativen Schaufenster der Kultur. Städtebaulich bildet der quergelagerte Riegel des Foyerbaus einen Haltepunkt und gleichzeitig den räumlichen Abschluss der Wallanlagen.

Die Ausrichtung der Städtischen Bühnen zum Willy-Brandt-Platz findet ihre architektonische Entsprechung in der Transparenz des Foyers. Es betont den öffentlichen Charakter der Städtischen Bühnen. Die beiderseitige Transparenz sowohl nach Innen als auch nach Außen charakterisiert das Foyer als einen Transitionsraum. Das Spannungsverhältnis von Innen und Außen wird aufgehoben und für beide Seiten zu einem öffentlichen Ereignis umgedeutet: Theaterbesucher erfahren im Foyer die Stadt als öffentliche Bühne, Passanten wiederum erfahren das Foyer als Ort gesellschaftlicher Spektakel.

Wichtiger Bestandteil des Foyers wurde die Rauminstallation „Wolken“ des ungarischen Künstlers Zoltan Kemény, die eine einzigartige Atmosphäre schafft. Die sicht-, aber nicht greifbaren und ständig sich verändernden Strukturen natürlicher Wolkenformationen wurden von Kemény in dem starren Material des Kupferblechs umgesetzt. Das Kunstwerk birgt eine komplexe Dialektik: Immaterialität und Flüchtigkeit werden durch das starre Material Kupfer eingefangen. Schwere und Leichtigkeit, Bewegung und Starrheit werden in Dialog miteinander gebracht. Zugleich wird ein Naturschauspiel künstlerisch in eine neue Form transformiert und – zum Vergnügen von Theaterbesuchern und Passanten im öffentlichen Raum – in einem Kulturbau regelrecht inszeniert. Mit dem Foyer gehen Architektur und Kunst im Sinne eines Gesamtkunstwerks eine geradezu symbiotische Beziehung ein. Gegen „den erhebenden ‚himmlischen‘ Glanz der Kumuli von Zoltán Kemény kommt kein Werk der aktuellen Event-Dekorationskunst an“, befand 2013 der Frankfurter Architekturkritiker Dieter Bartetzko.

Begründung

Der Foyerbau der Städtischen Bühnen ist das Ergebnis der räumlichen und funktionalen Zusammenfassung zweier zeitlich und gestalterisch unterschiedlicher Baukörper. Es verbindet zwei Häuser, die den einzigartigen Sonderfall einer historisch gewachsenen Doppelanlage bilden. Auf der einen Seite findet sich ein durch den Weltkrieg fragmentiertes und in der Nachkriegszeit modernisiertes Schauspielhaus (heute Oper). Auf der anderen Seite entstand ein modernes Schauspielhaus in der Formensprache der 1960er Jahre. Der Foyerbau ist ein architektonisch und städtebaulich repräsentatives Beispiel für einen Kulturbau der 1960er Jahre. Markant bringt er die herausragende kulturelle Bedeutung der Städtischen Bühnen an ihrem historischen Standort am Übergang von der Innenstadt zum westlich anschließenden Bahnhofsviertel zur Geltung. Der Foyerbau der Städtischen Bühnen bildet damit einen wichtigen städtebaulichen Akzent am südwestlichen Ende der Wallanlagen und konstituiert mit dem vorgelagerten Verkehrsraum eine Freifläche eigenen Charakters. Die Folie, vor der sich das gesellschaftliche Leben an diesem Ort abspielt und in die die Städtischen Bühnen eingebunden sind, zeigt sich in der Anlage des Foyers. Es wirkt als bidirektionales Schaufenster sowohl nach Außen als auch nach Innen und stellt so die für einen Kulturbau notwendige Repräsentation her. Untrennbar damit verbunden ist die Rauminstallation „Wolken“ des ungarischen Künstlers Zoltán Kemény.

Der Foyerbau der Städtischen Bühnen mit seinem Wolken-Kunstwerk im Foyer erfüllt die gesetzlichen Voraussetzungen eines Kulturdenkmals aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen

Archivalien

ISG 1.462, Reisebericht Ueter vom 30. Okt. 1956

ISG S4c 320, Otto Apel: Theater-Doppelanlage Frankfurt am Main, Gutachten vom 18. März 1957

Literatur

Heym, Heinrich (Hrsg.): Frankfurt und sein Theater. Frankfurt am Main 1963

Vogt, Günther: Genius Loci. Frankfurt am Main 1966

Schubert, Hannelore: Moderner Theaterbau. Internationale Situation – Dokumentation – Projekte – Bühnentechnik. Stuttgart/Bern 1971

Heckmann von Wehren, Irmhild: Heinrich Seeling – Ein Theaterarchitekt des Historismus. (Oktogon; 9), Münster/Hamburg 1994

Städtische Bühnen Frankfurt am Main GmbH (Hrsg.): Ein Haus für das Theater. 50 Jahre Städtische Bühnen Frankfurt am Main 1963–2013. Leipzig 2013

Große Oper – viel Theater? Bühnenbauten im europäischen Vergleich. Hrsg. v. Peter Cachola Schmal, Yorck Förster, Andrea Jürges. Frankfurt am Main 2018

Dorn, Ralf: Die Städtischen Bühnen Frankfurt. Stellungnahme vom 17. April 2020


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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