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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Rödelheim
  • Westerbachstraße 73
  • Westerbachstraße 75
  • Westerbachstraße 77
  • Westerbachstraße 79
Autobahnmeisterei
Flur: 46
Flurstück: 31/4

Autobahnmeisterei und Lagerschuppen, um 1938-1940, Architekt Hans Peter

Historischer Kontext

Die Autobahnmeisterei in Frankfurt, Anschluss Rödelheim (heute A 5) entstand im Zuge des Baus der Reichsautobahnen (RAB) seit 1933. Die Eingliederung in die Landschaft war von besonderer propagandistischer Bedeutung, um den Bau der RAB mit der naturbezogenen NS-Ideologie zu vereinen. Die Strecken führten an Landschaftspanoramen entlang, weshalb bauliche Anlagen zurückhaltend und in regionaltypischer Bauweise gestaltet werden sollten. Das neue Autobahnnetzes erforderte regelmäßige Wartungsarbeiten an den Strecken sowie auch der Einsatzfahrzeuge, sodass Autobahnmeistereien in Abständen von 50-60 km geplant waren. Allerdings wurden die insgesamt ca. 230 projektierten Anlagen nie vollständig umgesetzt. Der renommierte Stuttgarter Architekt Paul Bonatz entwickelte zusammen mit Bruno Wehner Musterentwürfe für Autobahnmeistereien, die an unterschiedliche Geländesituationen angepasst werden konnten. Hauptcharakteristikum ist eine langgestreckte, eingeschossige Fahrzeughalle mit hoch aufragendem Satteldach, die in abgewandelter Form auch in Frankfurt-Rödelheim ausgeführt wurde.

Gebäudedisposition und Baubeschreibung

Anstelle des von Bonatz und Wehner für Autobahnmeistereien vorgesehenen dreiseitigen „Gehöfts“ wurden in Rödelheim wohl aus Sparsamkeitsgründen alle Hauptfunktionen (Büroräume mit ausgedehnten Waschmöglichkeiten, Fahrzeughalle und Bedienstetenwohnungen) in einem langgezogenen, eingeschossigen Baukörper untergebracht. Dieser wird auf der Hofseite von einem hohen, schiefergedeckten Satteldach abgeschlossen, das nur in größeren Abständen flache Fledermausgauben durchbrechen (teilweise zugesetzt bzw. erneuert). An diesen Hauptbau schließt im rechten Winkel ein kleinerer Geräte- und Lagerschuppen an, sodass insgesamt eine L-förmige Anlage entsteht. An der Nordwestseite, in unmittelbarem Übergang zur Autobahn, lag eine Tankstelle, die nicht mehr erhalten ist.

Im Hauptgebäude mit seiner auf den Betriebshof ausgerichteten Schauseite sind sehr unterschiedliche Funktionen untergebracht. Das vordere Drittel, dessen Erdgeschoss hinter sechs mächtigen, annähernd quadratischen Pfeilern zurückspringt, nimmt das sogenannte Dienstgebäude auf mit Büroräumen und ausgedehnen Waschmöglichkeiten für die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei. Durch die Sandsteinverkleidung der Pfeiler sowie der Fenster- und Türumrahmungen wird der repräsentative Charakter dieses Gebäudeteils unterstrichen.

Im doppelt so langen hinteren Gebäudeabschnitt befinden sich Wagenhallen, wie der regelmäßige Akkord der acht geschosshohen, faltbaren Schiebetüren (erneuert) schon am Außenbau erkennen lässt.

Die zum Westerbach ausgerichtete Gebäuderückseite mit durchgängig ausgebautem Dachgeschoss, in das in regelmäßigem Abstand Dachgauben einschneiden, ist dagegen kleinteiliger und einheitlicher gegliedert. Hier sind im wesentlichen Wohnungen für Bedienstete der Autobahnmeisterei untergebracht, die jeweils durch einen eigenen Eingang erschlossen werden. Zweigeschossige Giebelfronten und die Sandsteinrahmen der Fenster unterstreichen das traditionelle Erscheinungsbild dieses Bauteils in den typischen Formen des Heimatstils der 1930er Jahre.

 Der Lager- und Geräteschuppen, in dem ursprünglich auch ein Splittsilo installiert war, schließt das Gehöft auf der Südseite ab. Eine technische Besonderheit ist hier das Leichtbaudach aus Metall, das eine stützenfreie Überspannung des Speicherraumes erlaubte.

Baugeschichte, Veränderungen

Der Bau der Tankstelle wurde Ende 1938 freigegeben, die Planungen für die Hauptgebäude dauerten bis mindestens Mitte 1939 an. Im Oktober 1939 hatten die Bauarbeiten begonnen, aufgrund des Kriegsausbruchs verzögerte sich jedoch die Fertigstellung. Ein Zeitpunkt der Inbetriebnahme ist nicht überliefert. Nach Kriegsende wurden die Gebäude von den Amerikanern genutzt. Heute ist hier eine Brückenmeisterei untergebracht (Hessen Mobil). Zahlreiche Ausbaudetails aus der Bauzeit sind bis heute erhalten. Erneuert wurden fast sämtliche Fenster sowie die Falttüren der Fahrzeughallen.

Begründung

Die ehem. Autobahnmeisterei in Frankfurt-Rödelheim bezeugt das ambitionierte Vorhaben der RAB und vermittelt verkehrstechnische und funktionale Zusammenhänge, wie auch das gestalterische Gesamtkonzept von Autobahnmeistereien, die sich nur selten erhalten haben. Die architektonische Gestaltung im Heimatstil nationalsozialistischer Prägung ist funktional und zurückhaltend. Dennoch wurde ein repräsentativer Anspruch erfüllt und das Gehöft als landschaftliches, regionaltypisches Element verstanden. Die ehem. Autobahnmeisterei ist aus verkehrsgeschichtlichen Gründen gemäß § 2 Abs. 1 HDSchG Kulturdenkmal.

Literatur

Paul Bonatz und Bruno Wehner: Reichsautobahn-Straßenmeistereien, Berlin 1942

Reiner Ruppmann: Schrittmacher des Autobahnzeitalters. Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet (Schriften zur hessischen Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte), Darmstadt 2011


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
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