Kirchstraße 18, kath. Kirche
Kirchstraße 18, Innenraum, Blick zum Altar
Kirchstraße 18, Innenraum
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Hochtaunuskreis
Königstein
  • Kirchstraße 18
Kath. Pfarrkirche Sankt Marien
Flur: 14
Flurstück: 126/4

Ursprung von Königsteins katholischer Pfarrkirche ist vermutlich eine Sankt Bartholomäus-Kapelle des 12. Jahrhun­derts, Friedhofskapelle im „Tal“. Ab 1260 erfolgte der Bau einer gotischen Hallenkirche, die im Norden und Nordwesten romanische Bauteile integrierte und den alten Kapelleneingang, der 1430-35 einen spitzbogigen Rahmen aus Buntsandstein mit auf eckigen Basen stehenden Säulchen und durchbrochenen Rundstäben erhielt, weiternutzte (Westwand, 1954 freigelegt). 1356 Anbau des Westturmes mit ebenerdigem Raum; 1442-66 Gestaltung des dreiseitig geschlossenen Chors (an der Südwand seit 1644 austretend die Sakristei, 1746 ebenfalls polygonal erneuert, in den 1950er Jahren Neubau). 1604 Erhebung der Kirche zur Pfarrkirche. Das Marienpatrozinium wohl bereits zuvor von der Stiftskirche der Kugelherrn auf die „Kirche im Tal“ übertragen.

1744-56 wurde das Gotteshaus außen wie innen auf sein heute weitgehend noch gültiges Erscheinungsbild gebracht. 1749-50 Erhöhung des Turmes (9 m ab gotischem Gesims), Aufsatz des achtseitigen Helms, Verlegung des Eingangs in die Turmhalle; die Turmuhr mit Scheren-Ankergang eine Stiftung der Bürgerschaft von 1698. 1744-46 Neugestaltung von Schiff und Chor im Stil des Rokoko. So einerseits durch Einzug von Muldendecke und Muldengewölbe, Träger der in stukkierten Rahmen liegenden Medaillons, die ein von den Gebrüdern Usinger in Fresko ausgeführtes, vom Chor ausgehendes Bildprogramm mit Darstellung des dreiteiligen Rosenkranzes enthalten (die Fresken im Chor 1993 wieder entdeckt, restauriert und mit gemalten Stuckrahmen versehen; das dortige Medaillon „Christus im Tempel signiert und datiert 1646). Andererseits durch qualitativ hochrangige Ausstattungsstücke: am Triumphbogen sitzende Kanzel, 1752, schwarz-roter Stuckmarmor, Johann Peter Metz zugeschrieben, mit sowohl auf dem schwungvoll zur Seite ausgreifenden Korb, als auch auf dem von Pelikan bekrönten Schalldeckel verteilt sitzenden Tugendengeln; Hochaltar 1758, die bewegte Architektur in schwarzem, grauem und rot-violettem Stuckmarmor von Johann Peter Jäger, Mainzer Hofstukkateur; die elfenbeinfarben gefasste Figuralplastik von H. Jung; Taufstein, Mitte 18. Jahrhundert, Sockel und Becken in schwarzem, die volutierte Säule in rötlichem Marmor, auf der mit Blumenranken kreuzweise überzogenen Metallhaube die Statue Johannes des Täufers. Die über eine steinerne Wendeltreppe erschlossene Westempore ursprünglich zweigeschossig. In ihrem Schatten aufgestellt die sogenannte „Königsteiner Madonna mit der Taube“, farbig gefasster Kalksandstein, um 1431, Conrad Kuene (Kuyn) zugeschrieben, annähern vollplastische Figur im „Schönen Stil“; event. ehemals von Eberhard II. von Eppstein für die Außenwand der Kugelherrn-Kirche gestiftet.

Zur Ausstattung gehören des Weiteren:Glocke von 1436 und ihr undatiertes, ebenfalls mit Kreuz-Emblem versehenes Pendant; Reste des spätmittelalterlichen, barock überholten Chorgestühls; bronzenes Rauchfass, 2. Hälfte 15. Jahrhundert; 13 Epitaphien des 14.-18. Jahrhunderts, darunter diejenigen des Johann von Hattstein († 1574) und des knieend dargestellten Johann Dieter von Rosenbach († 1658), Oberamtmann der Grafschaft Königstein; ältestes Zeugnis ist der Grabstein des Hartmud „puer in Koneginsteyn“, 1337. Sechs lebensgroße Figuren auf Wandkonsolen, H. Jung oder J. J. Juncker; Kelch mit „Mainzer Rosen“ am Fuß, 18. Jahrhundert, dazugehörig (mehrfach überarbeitete) Monstranz und Rauchfass; Heiliger Joseph umgeben von Rankenkranz mit sechs Zunftwappen, gestiftet 1720 von den Königsteinern Zünften für die Kapelle auf dem Gaisberg (siehe Villa Andreae, Johann-Hinrich-Wichern-Straße 4 und Kapelle auf dem Romberg); Pietà in Akanthusrahmen, barock, stammt aus der Wendelin-Kapelle (ehem. Standort Frankfurter-Straße 2/4, 1818 abgebrochen); der Heiligen Maria und dem Heiligen Antonius geweihte Seitenaltäre, um 1725, aufgestellt 1813, aus der säkularisierten Klosterkirche der Kapuziner stammend; Chorgestühl, Anfang 18. Jahrhundert; 1951 Ankauf des Vierergeläuts, Guss Gebrüder Rincker, Sinn; komplementiert 1956 durch Marien­glocke derselben Firma; Orgel, 1974, E. F. Walcker, Ludwigsburg (die Rokoko­orgel bereits 1925 einmal durch ein neues Instrument ersetzt); Zelebrationsaltar, Muschelkalkstein, Entwurf Wilhelm Jungherz, Ausführung Firma Bell, Selters, aufgestellt zum Abschluss der jüngsten Innenrenovierung im Jahr 2000.

Der Kirchhof 1878 vom neuen Friedhof an der Limburger Straße abgelöst und nur noch in Ausnahmefällen für Bestattungen genutzt. So u.a. zu Ehren der Bischöfe Maximilian Kaller (1880-1947) und Dr. Adolf Kindermann (1899-1974), unter denen Königstein Zentrum heimatvertriebener Katholiken wurde. Auf dem 1927 weitgehend eingeebneten Friedhof bewahrt das Grab des letzten Guardians des Kapuzinerklosters, P. Servatius Therbu sowie ein vom katholischen Gesellen­verein Königstein gestiftetes kleines Kreuz, das an die „als Opfer des [Ersten] Weltkrieges gefallenen Kolping­söhne“ erinnert. Am Rand des alten Gräberfeldes wieder errichtet eine in Rahmen gestellte, barocke Kreuzigungsgruppe (die Figuren von Maria und Johannes im Depot) mit Stifterinschrift auf Sockel: „ZU DER EHRE GOTTES HAT HANS JACOB BENDER UND ELISABETHA...“.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

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